Ein Thalasso-Zentrum von, für und mit Menschen schaffen – Interview mit Nina Hirtler, Medical-Spa-Managerin im Wangerland
Im Wangerland entsteht im Moment das größtes Thalasso-Zentrum Deutschlands. Die Eröffnung ist für Mitte 2022 geplant. Auf welche Highlights dürfen sich die Gäste freuen?
Auf ein ganzheitliches, individuelles Angebot. Aus einem bunten Strauß von Angeboten können individuelle Behandlungspakete, die nach den Bedürfnissen, wie Aktivierung, Erholung, Kräftigung, Immunstärkung, Entschleunigung ausgerichtet sind, gewählt werden.
Weiters dürfen unsere Gäste sich bei uns im Thalasso-Zentrum auf Anwendungen unter Einbezug der Elemente des Meeres freuen und auf natürliche Inhaltsstoffe mit denen alle Sinne bedient werden.
Niemand weiß, wie es tatsächlich nach Corona beim Thema Gesundheitstourismus weitergeht. Wie ist deine Meinung? Investieren die Menschen genau so viel wie vor Corona in ihre Gesundheit, weniger oder vielleicht sogar mehr? Und auf was legen sie dabei Wert?
Ich denke, dass das Bedürfnis nach Nähe und nach Austausch steigt. Allerdings in keinen zu engen Räumen – Platz wird wichtig werden. Ein Weg kann es sein, Angebote mit der Natur zu verknüpfen. Es wird ein Balanceakt zwischen Nähe und Abstand. Wir sollten Angebote für diese Bedürfnisse finden. Der nachhaltige Nutzen aus dem Angebot wird mehr gefragt werden. Weg von diesem „ich erhole mich hier gerade von etwas“ hin zu „ich buche dieses Angebot um fitter, stärker, erholter, gelassener im Alltag zu sein“.
Wie wird im neuen Thalasso Zentrum in Horumersiel im Wangerland auf Nachhaltigkeit geachtet?
Der Bau ist so energieeffizient gestaltet, wie möglich. Es gibt aber Grenzen: Wir betreiben beispielsweise auch ein Meerwasserschwimmbecken, dessen Betrieb nicht 100% nachhaltig möglich ist. Das bringen die Auflagen mit sich. Dennoch ist jeder nachhaltige Schritt meines Erachtens ein Schritt in die richtige Richtung. So achten wir in der Materialauswahl, bei der Technik und auch im zukünftigen Betrieb bestmöglich auf Ressourcenschonung. Wir haben unter anderem einen 100% Luftaustausch in Innenräumen, das ist nicht nur nachhaltig, sondern auch coronakonform. Wäsche ist immer ein Thema, auch da wird mit Herstellern gemeinsam an sparsamen Methoden gearbeitet. Zum Beispiel an der Auswahl der Materialien.
Unsere Produkt-Partner werden nach den Kriterien „Lokal, Regional, Zero Waste“ ausgewählt. Der gemeinwohlökonomische Ansatz ist uns in der Auswahl unserer Partner wichtig. Zudem sind mir barrierearme Buchungswege für unsere Gäste wichtig. Mein Ziel im Thalasso Zentrum ist, Angebote von Menschen, für Menschen, mit Menschen zu gestalten.
Du stammst aus Österreich, lebst aber schon lange im Norden Deutschlands. Wo gibt es deiner Meinung die größten Unterschiede zwischen der Alpenregion und der Nordsee? Mit was müssen angehende Spa-Mitarbeiter:innen rechnen, die sich auf die Reise machen?
Ich kann nach über 15 Jahren im Norden nichts zu den aktuellen Arbeitsbedingungen in Österreich sagen, diese kenne ich nur von Erzählungen. Tolle Arbeitsplätze und Umgebungen gibt es in beiden Regionen, Spa-Mitarbeiter:innen können wählen und Erfahrungen sammeln. „Hier sind die Menschen anders oder speziell“, diesen Satz habe ich überall gehört, wo ich gearbeitet habe. Er war selten positiv gemeint. Meine Erfahrung sagt mir, ich konnte überall von vielen „speziellen“ Menschen lernen. Individualität macht uns doch aus. Wenn du woanders hingehst, solltest du offen sein und dir darüber bewusst sein, du kommst anders bzw. reifer zurück.
Was beide Regionen machen müssen ist, Lebensräume für Menschen zu schaffen. Wir können noch so tolle Arbeitsplätze schaffen, wenn die Mitarbeiter:innen nicht gut leben können. Ich weiß, das ist ein sehr politisches Thema. Ich denke, wir müssen uns auch aus unseren Reihen dafür einsetzen. Es gibt vereinzelt sehr, sehr positive Beispiele, davon benötigen wir mehr. Ansonsten werden viele idyllische Orte einfach nur zu Museumsdörfern.
Wir freuen uns sehr, dass du beim SpaCamp 2021 gemeinsam mit Larissa Strangmann einen Morgenimpuls zum Thema „Was machen wir, um unsere Zukunft aktiv zu gestalten?“ halten wirst. Kannst du uns schon jetzt einen Punkt verraten, der deiner Meinung besonders wichtig ist?
Verlass dich nicht auf das, wie es immer schon war!
Beim neuen Thalasso-Zentrum haben wir uns den folgenden Fragen gestellt: „Was haben wir, was wollen wir, was brauchen wir und was können wir?“ Und mit den Antworten arbeiten wir in die Zukunft und beobachten stets weiter die Gegenwart. Das ist ein Prozess der immerwährend ist.
Vielen Dank liebe Nina Hirtler für deine Antworten. Wir freuen uns schon sehr auf euren Impuls beim SpaCamp 2021 im November.