Rückblick SpaCamp Focus Day – Europa könnte Vorreiter in Sachen nachhaltigem Spa- und Wellness-Urlaub werden.
Luxus geht auch nachhaltig! Impulse aus der Spa- und Wellness-Hotel-Praxis
Nach der obligatorischen Vorstellungsrunde aller Teilnehmer*innen und einigen organisatorischen Hinweisen zum 1. SpaCamp Focus Day, ging’s auch schon los mit dem ersten von drei Impulsen aus der gehobenen, nachhaltigen Spa-Hotellerie. Den Anfang machte Familie Zelger-Mahlknecht vom Hotel Pfösl in Südtirol. Schnell wurde klar, dass Nachhaltigkeit nicht aufgesetzt sein darf, sondern von Herzen kommen muss. Nachhaltigkeit ist ein ganzheitliches und alles andere als einfaches Thema. Daher kann man auch nicht von Anfang an alles perfekt machen, aber man muss anfangen, den Weg konsequent zu gehen und auch schwierige Entscheidungen treffen. Saisonalität beim Buffet ist so ein Thema. Es ist nicht notwendig, dass immer alles verfügbar sein muss. Es gibt gute Alternativen wie beispielsweise fermentiertes Gemüse aus dem eigenen Garten. Beim Wellnessangebot setzt das Pfösl auf Luxus durch Raum und Ruhe und bietet Regenerationsprogramme in der Natur an, um sich wieder besser spüren zu können.
Christel Reininghaus, Spa-Managerin im Naturresort Schindelbruch, ergänzte in ihrem Impulsvortrag die Verantwortung für die umliegende Natur. Der Begriff Nachhaltigkeit stammt eigentlich aus der Forstwirtschaft und wurde bereits im 17. Jahrhundert von Hans Carl von Carlowitz geprägt. Auch der Gründer und Geschäftsführer Dr. Clemens Ritter von Kempski ist für einen großen Forstbetrieb verantwortlich. Mit dieser ökologischen Weitsicht hat der Hotelier das Schindelbruch zum ersten Klimaneutralen Hotel Mitteldeutschlands gemacht hat. Auch Corona beeinflusst, was Menschen mit Luxus und Nachhaltigkeit verbinden. So wurde kurzerhand der Umbau gestoppt und anstatt 40 Zimmer nur 20 Zimmer mit mehr Platz realisiert. Ein spannendes Angebot sind im Schindelbruch Schweigeseminare, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen.
Beim 3. Impuls des Focus Day drehte sich alles um das Thema, wie man den C02-Fußabdruck im Hotel reduziert. Georg Aurbacher vom Posthotel Achenkirch und Gregory Endres von Fokus Zukunft skizzierten den Weg zum Klimaneutralen Hotel. Bevor man sich um die Reduktion (oder auch Kompensation) bemüht, ist es wichtig, die Emissionsquellen zu identifizieren. Hier spielt der Energieverbrauch eine Rolle. Oft fallen aber vorgelagerte energiebezogene Emissionen oder Textilwäsche sowie Lebensmittel noch stärker ins Gewicht. Auch die Anreisewege der Gäste und Mitarbeiter*innen muss beachtet werden.
Wahrer Luxus ist nachhaltig! Einige Thesen aus den Sessions
In den Sessions am Nachmittag hatten die Teilnehmer*innen die Gelegenheit, nochmal tiefer einzusteigen und sich zu den Fachthemen auszutauschen. Welche Themen auf die Agenda kamen, bestimmten die Teilnehmer*inne im Vorfeld durch die Einreichmöglichkeit und das Voting. In den Mindmaps können die Ergebnisse von den Teilnehmenden nachgelesen werden. Gerne stellen wir hier einige spannende Erkenntnisse und Thesen vor:
- Nachhaltigkeit muss echt sein und von Herzen kommen. Sie darf niemals aufgesetzt sein. Nur dann kommt dieser Wert auch beim Gast an.
- Nachhaltigkeit steigert den Wert nach außen und nach innen. Nach innen z.B. durch die Identifikation und Sinnstiftung bei den Mitarbeiter*innen und nach außen beim USP und dem Vertrauen der Gäste.
- Ökologische Nachhaltigkeit ist zu wenig. Auch die soziale Komponente muss mitgedacht werden. Stichwort Mitarbeiter*innen oder regionale Lieferanten. Alle 17 Nachhaltigkeitsziele werden in den Sustainable Development Goals (SDGs) aufgezeigt. Hier gibt es noch viel Luft nach oben!
- Der Wert eines Angebots wird wieder mehr hinterfragt und darf auch noch besser und authentischer kommuniziert werden. Aber Achtung: niemals „besserwisserisch“, sondern gerne auch mal mit Humor. Nachhaltigkeit muss Spaß machen! Der Mensch ist gerne Teil einer Community, die etwas bewegt.
- Spa-Hotels, die jetzt auf Nachhaltigkeit und einen neuen Luxus setzen, werden nach der Pandemie auf Gäste mit neuen Wertvorstellungen treffen. So wird beispielsweise das Bedürfnis nach längeren Aufenthalten wieder steigen. Reisende wollen ankommen können, Zeit haben, sich auf die Umgebung und die Menschen einzulassen.
- Auch wenn Regionalität ein wichtiger Punkt bei der Nachhaltigkeit ist, dürfen wir nicht vergessen, dass wir EINE Welt sind. Wie es eine Teilnehmerin so schön auf den Punkt gebracht hat: Diversität ist das Allerschönste! Und hier müssen wir uns auch den Widersprüchen stellen.
- Nachhaltigkeit darf nicht alleine auf Verzicht reduziert werden. Mutter Natur bietet eine enorme Fülle, wenn wir sie mit Dankbarkeit und Respekt behandeln. Wir sind Teil der Natur und die Natur meint es gut mit uns. Das zu erkennen ist Luxus.
- Europa könnte eine Vorreiterrolle in Sachen nachhaltigem Spa- und Wellness-Urlaub einnehmen. Dabei hat Europa die einmalige Chance, Luxus neu zu definieren. Nicht als verschwenderischen Lebensstil in Prunk und Verschwendung, sondern im Einklang mit der Natur. Wahrer Luxus ist nachhaltig! Dabei müssen wir uns hüten, mit erhobenem Zeigefinger auf Regionen der Welt zu zeigen, die noch nicht so weit sind, sondern diesen Weg aktiv und optimistisch vorleben.
Ein herzlicher Dank gilt allen Sessionleiter*innen für den Mut, selbst ein Thema einzureichen und den Einsatz, aktiv etwas zu bewegen:
- Tobias Bielenstein, Roman Thermal Spas of Europe: “Luxus und Nachhaltigkeit. Wie denkt die Welt darüber?”
- Catrin Stoppa, Stoppa Touristik Consulting und Tanja Klindworth, Spaness: “Wie kann das Bedürfnis nach Luxus als Basis für nachhaltige Geschäftsmodelle dienen?”
- Nina Hirtler, Wangerland Touristik: “Vom Wert und Preis des Angebotes”
- Hildegard Dorn-Petersen, hotel consult Unternehmensberatung: “Luxus und Nachhaltigkeit im SPA-Design”
- Birgit Corall, Cobicos: “Regionalität um jeden Preis? Wie regional muss bzw. darf Nachhaltigkeit sein?”
- Gabriele Pölt, Pharmos Natur Green Luxury: “Green Luxury – Luxus im Bewusstseinswandel”
Austausch auf Augenhöhe – wichtig wie nie!
Ich freue mich sehr, dass dieser Austausch zu einem der aktuell wohl wichtigsten Themen so wunderbar funktioniert hat und wir uns auch offen und respektvoll einigen Widersprüchen gestellt haben. Danke für die vielen Komplimente in der Feedbackrunde und im Chat. Es ist schön, dass man auch in Zeiten der Pandemie online zusammenkommen kann, um in Kontakt zu bleiben und gemeinsam etwas zu bewegen.
Nach dem NaturkosmetikCamp und dem SpaCamp, die beide coronabedingt im vergangenen Jahr online stattfinden mussten und einigen kürzeren Online-Meetings, war der SpaCamp Focus Day der erste Event, der als eigenständiger Online-Event geplant war. Erstmalig hatten wir ein spezielles Thema und es kamen zum ersten Mal sowohl Teilnehmer*innen vom SpaCamp als auch dem NaturkosmetikCamp zusammen. All das fühlte sich sehr gut an.
Die Reise geht also sicher auch online weiter! Und wenn die Pandemie wieder vorbei ist, wird es neben den Präsenz-Veranstaltungen, auf die wir uns jetzt schon riesig freuen, auch weiter Online-Events geben. In diesem Sinne geht auch das nächste SpaCamp Focus Meeting schon am 22. April über den Bildschirm und ist speziell an Unternehmen der Spa-Industrie, also Kosmetik-Hersteller und Wellness-Ausstatter gerichtet. Bei dem Erfahrungsaustausch auf Zoom stellen wir uns die Frage: „Welche Vertriebs- und Marketing-Kanäle machen jetzt aber auch in Zukunft Sinn?“. Die Anmeldung ist bereits möglich. Es gibt max. 60 Teilnehmerplätze.
Und klar, natürlich bleiben wir auch beim Thema „Luxus und Nachhaltigkeit“ dran. Unsere Vision ist es hier, maßgeblich mitzuwirken bei einer neuen nachhaltigen Definition von Luxus und dabei zu unterstützen, damit die Spa-Hotellerie auch wirklich grüner wird. Gerne informieren wir euch über unseren SpaCamp-Newsletter.
Danke an die Partner und das Team!
Danke an dieser Stelle auch nochmal an unsere Partner, die diesen Focus Day ermöglicht haben: Fokus Zukunft, Pharmos Natur, Vinoble Cosmetics und Naturaloils
Ein ganz besonderer Dank gebührt auch dem tollen Team und eurem Support beim Moderieren und Mindmappen in den Sessions: Lisa-Marie Stangier (Interalpen-Hotel Tyrol), Jeannine Hermann (Standortagentur Tirol) und Caterina Saccani (Saccani Translations)