Nachhaltiger Luxus im Spa – ein Widerspruch? Johannes Mikenda vom Schloss Elmau im Interview
Lieber Johannes, beim vergangenen SpaCamp war das Thema Nachhaltigkeit eines der wichtigsten Diskussionsthemen. Umso mehr freut es uns, dass du in diesem Jahr einen Impulsvortrag zum Thema „Nachhaltiger Luxus – Widerspruch oder wie gelingt die Symbiose?“ halten wirst. Wie gelingt euch im Schloss Elmau generell dieser Spagat?
Per Definition ist Luxus pure Verschwendung, also das Gegenteil von Nachhaltigkeit. In der Gesellschaft vollzieht sich jedoch ein Wertewandel. Mehr ist nicht immer besser, im Gegenteil. Das „mehr“ ist oft die Ursache eines Problems. Mehr Kalorien zu sich zu nehmen war früher für Menschen teilweise überlebenswichtig, heute werden wir von zu viel jedoch krank.
Dafür werden die Freiheit der Wahl und der eigene Einfluss, durch reflektierten Konsum ethische Werte verwirklichen zu können, vielen bewusst und damit wichtig. Hier kann der Spagat gelingen. Produkte, die unter besonders strengen ethischen, moralischen und nachhaltigen Kriterien erzeugt werden, sind selten sowie teuer und werden dadurch zum Luxusgut.
Es sind oft kleine Dinge, die einen großen Einfluss haben, dass weniger Müll entsteht oder der CO2-Ausstoß reduziert werden kann.
Welche Maßnahmen fallen dir hier konkret für das Spa-, den Wellness- und Fitness-Bereich ein, die du auch anderen Spa-Manager*innen empfehlen würdest?
Zu Beginn ist es wichtig, den Status quo zu ermitteln. Klingt logisch, ist aber sehr aufwändig. Darauf basierend können dann Maßnahmen transparent kommuniziert werden. Beispielsweise haben wir im Schloss Elmau das Handtuch-Angebot in den Spa-Bereichen optimiert und zahlen zusätzlich einen CO2-Ausgleich. Dadurch steuern die Gäste durch eine Reduktion einen Teil bei. Wir vergrößern den Effekt, indem wir bezahlen und entkräften das Argument, dass wir nur sparen wollen.
Zusätzlich bekommen Gäste eine Info, welche Maßnahmen getroffen wurden. Dabei wird unterschieden in Maßnahmen, die der Betrieb leistet und solche, wo der Gast mithelfen kann. Generell hat es auch sehr geholfen, die Zulieferer nach Alternativen zu fragen – da hat sich vieles getan.
Wie ist deine Einschätzung? Hat Corona das Bedürfnis der Gäste nach Nachhaltigkeit gestärkt oder gönnt sich der Luxus-Gast „jetzt erst recht“ wieder mehr, ohne auf die Umwelt zu achten?
Durch die aktuelle Krise hat sich der Fokus von der Nachhaltigkeit auf die gesteigerten Hygieneanforderungen verlagert. Wegwerfprodukte, die es praktisch nicht mehr gab, machen plötzlich teilweise wieder Sinn. Die Yogamatte aus Plastik kann einfacher desinfiziert werden als das Naturprodukt.
Andererseits haben viele Gäste in diesem Jahr gelernt, dass weniger Konsum sowie Zeit in der Natur wunderbar sind und man oft nicht mehr braucht. Deshalb bleiben deutschsprachige Gäste lieber in der Heimat und vermeiden lange Reisen, was wiederum sehr nachhaltig ist. Yoga, Wandern und Massagen liegen voll im Trend.
Was kann man sonst noch machen, um zum Umdenken anzuregen und zu motivieren, dass weniger oft mehr ist?
Wie bereits erwähnt, gilt es hier, das Wertesystem des Gastes zu erkennen. Produkte, die eine Geschichte erzählen, die innovativ, nachhaltig und ehrlich sind, erfüllen genau diesen Wunsch. Das Beste dabei ist, dass regionale Produkte dieses Kriterium am besten erfüllen.
Und zum Schluss: Was ist für dich persönlich Luxus?
Inspiration
Vielen Dank für deine Antworten, lieber Johannes Mikenda. Wir freuen uns schon sehr auf deinen Impulsvortrag beim SpaCamp im November und sind schon auf deine Inputs gespannt.