Hygieneanforderungen, digitale Tourismusangebote, InRoom Wellness, Wirkung von Treatments, Chronobiologie und guter Schlaf – die SpaCamp 2020-Sessions in Raum 3
Den Gast ins Land der Träume entführen
Oft sind es die kleinen Dinge, die am meisten zu einem erholsamen Schlaf beitragen. Damit könnte man die Session von Christine Lenz von Schlafprojekte-Lenz in einem Satz zusammenfassen. Um seinen Gästen auch im Urlaub ein Gefühl von Heimkommen und Sicherheit zu vermitteln, sind es schon Kleinigkeit, die einen großen Unterschied machen können. Nachtlichter mit Bewegungsmeldern, die richtige Position des Bettes im Raum oder aber auch das Angebot eines Schlaftees in der Teebar bzw. Schlafsnacks wie Hanf-Riegel können zu einem erholsameren Schlaf und einem besseren Gefühl beitragen.
Ein großes Thema war außerdem das Duftmarketing, da Düfte Emotionen triggern können. So können Signatur-Düfte in Hotels, in denen gut geschlafen wurde, zu positiven Rückkopplungen führen. Aber auch individuelle Lieblings-Düfte der Gäste könnten zusammengemischt werden. Ganz allgemein sollte in Zukunft stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Gäste eingegangen werden. So sollte es neben dem Kissen-Menü auch eine größere Auswahl an Decken geben.
Abschließend wurde festgehalten, dass das Thema Schlaf nach dem aktuellen Trend-Thema Ernährung großes Potenzial für Hotels darstellt. Deshalb muss viel mehr darüber gesprochen werden und Hotelbetriebe sollten es als USP herausstreichen. Ein Schritt in die richtige Richtung sind hier unter anderem die Angebote von Schlafseminaren und Workshops, um die Gäste bei der Hand zu nehmen und zu unterstützen.
Wirkung von Treatments zeigen – Kunden binden
Wie Wirkungen von Wellness-Treatments messbar gemacht und dadurch die Kunden gehalten werden können, diskutiere Ronald Burger von SOURCE Gesundheitsberatung in seiner Session mit den Teilnehmer*innen. Um die Qualität/Wirkung von Behandlungen im Spa- und Wellnessbereich nachweisen zu können, wird insbesondere auf das Empfinden und das Gefühl der behandelten Personen geachtet. Dieses objektiv zu messen ist praktisch unmöglich. Deshalb setzt man hier vor allem auf Affekte. Wie fühle ich mich? – etwa voller Energie, frisch oder relaxt. Dabei wird eine Affektskala genutzt, auf der positive und negative Aspekte getrennt voneinander dargestellt werden und dadurch mehr Aussagekraft über die Qualität der Angebote haben.
Grundlage des Ganzen ist folgende Devise: Indem dem Gast vor Augen geführt wird, wie sich sein Wohlbefinden im Laufe eines Treatments verbessert hat, wird die Kundenbindung gesteigert. Da der Kunde die positive Wirkung „schwarz auf weiß“ sieht, ist es für ihn die Qualität klarer nachvollziehbar und ein Grund, die Anwendung wieder zu buchen bzw. das Hotel ein weiteres Mal zu besuchen. Ronald lieferte auch Möglichkeiten, wie diese Erkenntnisse erhoben werden können. Eine Möglichkeit sind Wearables, etwa eine Uhr, die der Kunde während seines Aufenthalts trägt und die unter anderem Puls und Schlafqualität aufzeichnet. Man war sich einig, dass es sich dabei um ein sehr spannendes, wenn auch komplexes Thema handelte, bei dem allerdings die Umsetzbarkeit noch nicht ganz klar war.
Hygieneanforderungen im Spa – Ein Erfahrungsaustausch
Gerade in diesem Jahr kommt man am Thema Hygieneanforderungen im Spa nicht vorbei. Aus diesem Grund war auch der Diskussionsbedarf in der Session von Thomas Drotleff von Pino zu genau dieser Thematik hoch. Unter den Teilnehmer*innen herrschte Konsens, dass trotz der strengeren Hygienevorschriften kein Gästerückgang spürbar war. Der Wunsch, Behandlungen und Aufenthalte zu buchen, ist bei den Gästen ganz klar gegeben. Umso schwieriger ist es deshalb für die Betriebe, gerade in dieser Zeit schließen zu müssen. Kleinere Betriebe mit wenig Rücklagen sind teilweise am Existenzlimit. Insbesondere in Deutschland herrscht auf Grund der unterschiedlichen Vorgaben in den Bundesländern aktuell eher Unverständnis. Auch diffuse Vorgaben zu einzelnen Hygienevorschriften sind für viele verwunderlich.
Neben all den Hygienevorschriften darf allerdings die Gast-Seite nicht vernachlässigt werden. Für ihn ist es wichtig, nach wie vor in eine Wohlfühl-Atmosphäre zu kommen und sich nicht in einer zu sterilen Umgebung wieder zu finden. Zum Wohlfühlen zählt allerdings auch das Gefühl von Vertrauen und Sicherheit. Und das wird am besten über Kommunikation geschaffen. Indem offen dargelegt wird, welche Maßnahmen ergriffen werden, wird dem Kunden Unsicherheit genommen. Als Fazit wurde festgehalten, dass man nicht um die Hygienevorschriften rund um Desinfektionsmittel und Mund-Nasen-Schutz herumkommt. Weitere Angebote wie etwa Luftfiltergeräte oder ätherische Öle, welche antibakteriell wirken, können diese allerdings ergänzen.
Mit Chronobiologie unseren (Wellness-) Alltag verbessern
In Amerika ist dieses Thema bereits brandaktuell, in unseren Breitengraden ist es gerade (wieder) im Kommen. Vor allem in diesen Zeiten, in denen Gesundheit noch mehr an Bedeutung gewinnt, großes Potential. Die Rede ist von der Chronobiologie, unserer inneren Uhr. Der natürliche Rhythmus unseres Körpers legt fest, wann wir uns am besten körperlich betätigen, welches Essen uns zu welchem Tageszeitpunkt gut tut, aber auch, wie sich die Funktion der Haut im Laufe des Tages verändert.
Die Spa Managerin Katharina Kniepeiss hielt in ihrer Session fest, dass das Wissen der Chronobiologie in beinahe allen Bereichen der Wellness-Angebote einfließen kann. Wichtig ist es dabei, den Kunden an der Hand zu nehmen und ihm zu zeigen, welche Strategien es gibt und wie er diese auch nach seinem Aufenthalt zu Hause weiter umsetzen kann. Denn nur so kann auch langzeitlich gesehen ein besseres Wohlgefühl entstehen. Welche Angebote können Hotels hier ihren Gästen bieten? Zeitpunkte von Behandlungen können beispielsweise an die Chronobiologie angepasst werden. Der Vormittag ist die bessere Zeit für aktivierende Treatments, abends sollte eher Regeneration und Entspannung am Programm stehen.
Ein großes Thema ist auch jenes der zirkadianen Licht-Konzepte. Das bedeutet, dass sich die Lichtquellen dem Tagesrhythmus anpassen und das Licht z.B. am Abend von heller, starker Beleuchtung in eine wärmere wechselt. Zum Schluss wurde festgehalten: Es gibt so viele Möglichkeiten im Wellness-Bereich. Und diese Bühne sollten wir in aller Vielfalt bespielen.
Tourismus goes digital – neue Angebote und Anforderungen an Mitarbeiter*innen
Dass neue digitale Technologien längst auch im Tourismus und Spa angekommen sind, darüber musste in der Session von Karina Schaffer und Sandra Macher von der FH Joanneum gar nicht erst diskutiert werden. Welche Angebote und Ideen es mittlerweile allerdings bereits gibt, erstaunte die Teilnehmer*innen aber doch. Insbesondere das Thema Virtual Reality bietet spannende Möglichkeiten sowohl für Destinationen als auch im Wellness- und Spa-Bereich. Mittels VR-Brillen können die Gäste beispielsweise in der Zeit reisen und sehen, wie sich Städte oder Betriebe, die eine lange Geschichte hinter sich haben, im Laufe der Zeit verändert haben. Beim Thema Gäste-Apps berichteten die beiden Session-Leiterinnen, dass es eine hohe Bereitschaft gibt, diese zu nutzen, auch bei der älteren Generation.
Bei all diesen neuen Entwicklungen stellt sich auch die Frage, über welche digitalen Kompetenzen Mitarbeiter*innen verfügen sollten und wie viel von ihnen diesbezüglich verlangt werden kann. Es wurde festgehalten, dass es je nach Einsatzbereich der Teams unterschiedliche digitale Kompetenzen braucht. Das Bedienen von Geräten und die damit verbundene optimale Beratung von Kund*innen wird allerdings vorausgesetzt. Um dies zu ermöglichen liegt es allerdings auch am Management, ausreichend Schulungen anzubieten. Man war sich einig, dass sich auch die Weiterbildungsformen verändern werden. Eine Kombination von Theorie und Praxis, Online und Offline, wäre dabei ideal.
InRoom Wellness und Private Spa – Das neue Erfolgskonzept?
Sich zurückziehen können und den Wellnessbereich nur für sich nutzen zu können, gewinnt in Zeiten von „Physical Distancing“ an Bedeutung. Gerade jetzt lässt sich eine große Nachfrage nach Private Spa und InRoom-Wellness Angeboten feststellen. Sicherlich ist die Umrüstung mit einem Mehr-Invest verbunden. Die Gäste sind aber auch bereit, mehr für diese Zimmer zu zahlen. Dabei kann man teils schon mit relativ einfachen Mitteln das Zimmer zu einem Private Spa aufwerten, etwa durch das Aufrüsten von Duschen oder Lichtprogrammen, die sich je nach Tageszeit anpassen. Die Idee, Outdoor und Indoor zu Verbinden sorgte bei den Teilnehmer*innen der Session von Sascha Bialoian von Dornbracht für besonders viel Gesprächsstoff. So kann man Behandlungen nach draußen verlegen und dabei die Natur direkt miteinbeziehen.
Die Teilnehmer*innen betonten auch, dass der Erfolg dieser Private Spas keine Frage der Größe ist. Auch auf 9-12 qm kann etwa durch multifunktionale (Infrarot-) Duschen bereits ein tolles Wellness-Erlebnis entstehen. Bezogen auf das Marketing gilt hier allerdings Transparenz. Die mediale Darstellung soll keinen größeren Raum vortäuschen, da dies zu falschen Erwartungen führt. Storytelling stellt eine tolle Möglichkeit dar, diese neuen Angebote zu vermarkten, da man rund um die Behandlungen eine Geschichte kreieren und erzählen kann. Bei all dem ist es allerdings wichtig, dass die Angebote zum Gesamtkonzept des Betriebs passen.
Die Rückblicke auf die Sessions in Raum 1 und Raum 2 findest du auch in unserem Blog.