Die gute Massage in Zeiten der Pandemie und danach – Im Gespräche mit Susanne und Roland Janauschek vom Badehaus Bremen
Ihr setzt euch sehr für eine hohe Massage- bzw. Therapiequalität ein. Was zeichnet eine gute Massage aus?
Im Einzelnen, dass der Gast glücklich ist und im Ganzen, dass alle Gäste glücklich sind. Das erfordert ein großes Repertoire an Massagetechniken, Menschenkenntnis, Empathie und Wissen über Anatomie und Physiologie, um die Gäste individuell mit ihren Spannungen und Ressourcen zu behandeln. Wenn das gelingt, wird der Gast zum Stammgast und Massage zum USP.
Wie geht es dem „Produkt“ Massage aktuell in der Zeit der Pandemie?
Unsere Sorgen um das Massagegeschäft im ersten Lockdown erwiesen sich als unbegründet. Unsere Kundschaft kam im Sommer sofort zurück. Massage wird boomen. Noch nie war das Thema Berührung als ein Grundbedürfnis bei den Menschen so präsent. Unsere Gäste haben auch erfahren, dass eine Massage mit Maske wesentlich besser ist als gar keine. Es gibt bei unserer Kundschaft keine Sorgen der Ansteckung sondern Vertrauen in unsere Hygienekonzepte.
Im Sommer habt ihr uns von eurer neuen Idee der „Stadtkur“ erzählt. Was ist euch hier besonders wichtig und welches Potential hat „Spa in the City“?
Riesiges Potential! Das erfahren wir ja seit 15 Jahren. Eigentlich brauchen die Menschen ja eher Erholungsräume in ihrem Alltag statt in ihrem Urlaub, wo sie ja eh entspannt sind, und das bietet ein Spa in the City. Für uns ist da ein Meilenstein des Erfolges die Loslösung von der klassischen Kosmetik, zeitgleich mit der Konzentration auf therapeutische, gesundheitsorientierte Konzepte.
2020 haben wir uns auf diesem Weg erweitert mit Bewegungsräumen für Yoga, tsar® und EMS. Wir werden nach der Coronazeit neben den Wellnesspackages ganze Gesundheitstage mit Bewegung, Entspannung und Kulinarik anbieten. Wir kooperieren auch mit einer Osteopathin und einem privatärztlich tätigen Orthopäden im Hause. Außerdem verfolgen wir die Idee einer Ayurveda Kur in der Stadt, sodass wir auch diagnostisch kompetent sind, falls vom Gast gewünscht.
Das Konzept heißt dann „Stadtkur“ und hat hier in Bremen bereits reges Interesse seitens der Verantwortlichen für die Innenstadt gefunden. Da wird derzeit unter Hochdruck nach neuen Ideen gesucht. Und warum nicht eine Art Gesundheitstourismus in einer schönen Stadt anbieten. Es liefen erste Gespräche, beim nächsten SpaCamp können wir dann mehr berichten.
Qualität hat viel mit gut ausgebildeten Fachkräften zu tun. Ihr habt in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wellness Verband eine Bodyworker-Ausbildung ins Leben gerufen. Könnt ihr uns dazu mehr erzählen?
Sehr gerne! Wir sind seit jeher entsetzt über die kurzen und schlechten Wellnessausbildungen. Massage ist ein Handwerk, das genauso erlernt werden muss wie andere, d.h. mit Theorie, Praxis, Praktikum, Supervision und nicht nur in einer Schule oder online. Da es so eine Ausbildung nicht gab, haben wir es selber gemacht, mittlerweile im 8. Jahr und zum ersten Mal unter dem Dach des Deutschen Wellnessverbandes, mit dem wir eine überregionale Verbreitung erlangt haben.
Unsere Schüler*innen kommen jetzt aus ganz Deutschland. Erste Hotels schicken geeignete Mitarbeiter*innen aus dem Bereich Fitness oder Kosmetik zur Ausbildung. Wir hoffen da sehr auf Unterstützung der Wellnessbranche, das Thema betrifft ja alle. Nur mit einer umfassenden soliden Ausbildung und einem gemeinsamen Agieren erreichen wir ganzheitlich orientierte Menschen, die sonst eher eine Yoga- oder Lifecoach Ausbildung absolvieren würden. Genau diese Menschen versprechen aber die Qualität, die der Gast sich im Wellnessbereich wünscht.
Obwohl die Wellnessbranche um Fachkräfte buhlt und auch beim SpaCamp in den Vorträgen klar wird, dass die Kompetenz des Wellnesspersonals immer wichtiger wird, weil der Gast dies einfordert, empfinden wir die Resonanz der Wellnessbranche als ziemlich mau. Und wir haben auch nicht den Eindruck, dass es andere bessere oder ähnliche Bemühungen gibt, also nutzen wir dieses Interview nochmal als Aufruf. Wir haben die Ausbildung unter dem Dach des Deutschen Wellnessverbandes platziert, damit das Mitmachen und Mitkonzipieren einfacher fällt, also bitte macht mit! Wir sind offen für Ideen, neue Standorte und neue Konzepte.
Wir hoffen alle, dass wir bald wieder Massagen, wie früher, ganz ohne Berührungsängste erleben dürfen. Was wird uns nach der Pandemie erwarten?
Uns erwartet eine Menge Arbeit, all die angespannten Körper und Seelen zurück in die Leichtigkeit zu begleiten.
Vielen Dank Susanne und Roland Janauschek vom Badehaus Bremen für das Interview und viel Erfolg mit eurem „Stadtkur“-Projekt. Wir sind schon sehr gespannt, was ihr uns dazu beim nächsten SpaCamp berichten könnt.