Wie gute Bilder für Hotels und Spas entstehen. Ein Interview mit Dirk Holst von DH STUDIO
Dirk, warum bist Du eigentlich Fotograf geworden und was macht Dir an Deinem Job besonders viel Spaß?
Zunächst das Wichtigste vorweg: Ich habe im Laufe meines Lebens verschiedene Berufe gelernt und studiert. So bin ich beispielsweise Druckvorlagenhersteller, Grafik-Designer und Kommunikationsfachwirt. 1988 habe ich die DH STUDIO WERBEAGENTUR in Köln gegründet. Dass mich viele Freunde und Kunden als „Fotograf“ wahrnehmen, ist auf folgenden Umstand zurückzuführen: Im Anfang meiner Selbständigkeit und während des Aufbaus der Agentur habe ich mit freien Fotografen zusammengearbeitet. Leider haben sie mir aber oftmals nicht das geliefert, was ich mir konkret für einen Kunden oder ein Projekt vorgestellt habe. Da andererseits ‚Fotografie‘ auch Teil meiner Ausbildung war, habe ich mich dann selber damit beschäftigt, um exakt die Einstellungen zu realisieren, die wir für unsere Kunden benötigen. Damit konnte ich mein Hobby auch zu einem wichtigen Teil unserer Agenturleistungen machen.
Besonderen Spaß macht es mir generell, spannende Inszenierungen zu schaffen und dabei besondere, einzigartige Momente einzufangen. Ich liebe es, mit Formen, Proportionen und Licht zu spielen, Elemente miteinander zu komponieren und dabei oftmals schon das fertige Bild des Endproduktes (Website, Prospekt, Anzeige, …) im Hinterkopf zu haben.
Als Spezialist für die Branchen Gastronomie, Hotellerie, Wellness kommst du viel herum. Was ist Dein persönliches Lieblingshotel, das Du fotografiert hast und warum?
Da kann ich mich namentlich auf kein spezielles Haus festlegen. Vielmehr ist es ja auch immer eine Frage, wie die Aufgabenstellung lautet und was aus dem jeweiligen Objekt „herauszuholen“ ist. Kriterien hier sind oftmals die Zeit, die für ein Shooting zur Verfügung steht, die Anzahl der Themen, Sets bzw. Locations, das zusätzliche Team (Models/Visagisten etc.) und insbesondere auch, wie gut die Vorbereitung seitens des Kunden ist. Da hat es beispielsweise schon eher kleine unscheinbare Privathotels gegeben, die wirklich alles perfekt vorbereitet haben und andererseits wirklich große renommierte Kettenhotels, wo wir mit unserem DH-Team sogar noch dabei helfen mussten, ein Restaurant richtig einzudecken.
Leicht ist es natürlich immer, dort schöne Einstellungen zu fotografieren, wo alle Gegebenheiten möglichst optimal sind: Räume, Setup, Modelle, Accessoires und dann noch mit Blick in die Berge oder hinaus aufs Meer und das alles möglichst in weicher Abendlichtstimmung – das sind dann die „aaaahhhhh-Bilder“. Ja, solche Fotos habe ich schon manches Mal machen dürfen, beispielsweise in der Nähe des Edersees in Oberorke, im Bayerischen Wald in Lam und auf Teneriffa. Doch selbst gegenüber der Hannovermesse in Kronsberg oder in Köln am Rudolfplatz sind mir solche Bilder schon gelungen. Es ist auch immer mit ein klein wenig Glück verbunden.
Was braucht ein gutes Wellnessfoto?
Das ist eine wunderbare Frage, die ich oft auch immer wieder bei unseren Shootings diskutiere. Nein, es ist sicher nicht die Orchidee hinter dem Ohr oder die Kerze auf dem Badewannenrand, die ein schönes Wellnessfoto ausmacht. Für meine Arbeit steht an erster Stelle Authentizität. Ich fotografiere nichts, was der Gast so nicht wiederfinden wird! Allerdings erlaube ich mir häufig, bestimmte Dinge einfach neu zu „komponieren“, mit einer speziellen Ausleuchtung zu arbeiten und eine besondere Brennweite einzusetzen – und schon habe ich ein schönes Foto. Dabei setze ich eher auf emotionale Details, Teilausschnitte oder Unschärfen, um so ein Bild besonders spannend zu gestalten. Ich möchte dem Betrachter nicht gleich alles zeigen, vielmehr will ich seine Fantasie anregen und „Lust“ machen.
Doch, wie es eine überraschende Untersuchung von beauty24.de gezeigt hat, sind die sogenannten „Totalen“ wichtig und bei der finalen Buchungsentscheidung für ein Wellnesshotel ein überaus wichtiges Kriterium. Übrigens werden Roland Fricke und ich zu genau diesem Thema auf dem diesjährigen SpaCamp im Herbst noch eine spezielle Session anbieten.
Wie sieht ein optimaler Shooting-Tag aus? Wie kann sich der Auftraggeber konkret vorbereiten?
Dank unserer langjährigen und sehr umfangreichen Erfahrungen hat es sich für uns und unsere Kunden bewährt, dass wir sie schon frühzeitig auf ein Shooting vorbereiten. Dazu haben wir im Laufe der Zeit immer wieder kritische Aspekte aus diversen Shootings schriftlich festgehalten und können idealerweise bestimmte Problemfelder heute von vornherein meiden. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die eine Fotoproduktion unnötig aufhalten, z. B.:
- Wie sind Handtücher fotogerecht zu falten und zu legen?
- Bademäntel sollten gebügelt sein.
- Beleuchtungskörper sollten mit identischen und funktionierenden Leuchtmitteln ausgestattet sein.
- Sind Böden trocken, Saunen ausgeschaltet und die Gäste informiert?
Dies und noch viel mehr steht auf unserer „DH-to-do-Liste“, die wir unseren Kunden frühzeitig zusenden.
Das größte Kriterium nach dem Faktor „Belegung“ ist das richtige Timing eines Shootings, ausgehend davon, dass wir uns nach Behandlungszeiten und Gastverhalten richten müssen, dass Saunen innen nur dann fotografiert werden können, wenn die Öfen aus sind und Dampfbäder bitte trocken sein sollten. Und insgesamt sauber, gereinigt und trocken sollte eine Anlage auch sein. Das führt gelegentlich zu kuriosen Shootingzeiten, schlimmstenfalls fotografieren wir dann sogar von 00.00 Uhr bis 06.00 Uhr morgens, sofern Tageslicht keine Relevanz hat.
In den großen Anlagen wie beispielsweise Mediterana oder in den Montemare-Betrieben, die wir bundesweit fotografieren, arbeiten wir in der Regel zu normalen Tageszeiten und bei laufendem Betrieb. Da werden dann nur kurzzeitig die jeweiligen Saunen, Ruhebereiche oder Treatmenträume gesperrt – was gelegentlich auch den Unmut der Gäste anregen kann.
Häufig sieht man auch, dass Gäste oder sogar Mitarbeiter als Foto-Models „herhalten“ müssen. Was hältst Du davon?
Die oft aus Kostengründen geäußerte Anregung eines SPA- oder Hotelinhabers, anwesende Gäste spontan zu „Models“ zu machen, um so ein „wirklich“ authentisches Shooting zu haben, ist nicht empfehlenswert. Meist sind diese Personen in den allerwenigsten Fällen als „Models“ wirklich geeignet, noch wissen sie, wie sie sich vor einer Kamera zu verhalten haben. Diese Umstände kosten viel Zeit und Energie und führen damit zu weniger guten Ergebnissen. Daher meine Empfehlung: Wenn Personen abgelichtet werden sollen, dann sollten sie formell engagiert sein, klare Rahmenbedingungen bestätigt haben, eine Vergütung erhalten und vorher eingehend gebrieft sein.
Auch auf Facebook entscheidet das richtige Bild, ob man ein „Like“ bekommt oder nicht. Worauf kommt es bei Bildern im Web besonders an?
Es sollte generell zwischen Bildern für Prospekt und Homepage bzw. Social Media-Kanälen unterschieden werden! Jedes Medium hat seine spezielle Zielgruppe, diese hat spezielle (Kommunikations-)Gewohnheiten, Bedürfnisse und Sichtweisen.
Beispiel: Eine Botschaft in der „Apothekenumschau“ muss eine ganz andere Tonalität haben als die gleiche Botschaft in „Snapchat“. Dies gilt natürlich für die gesamte nonverbale visuelle Kommunikation. Die Homepage eines Hotels ist anders strukturiert als seine Facebook-Seite, sie sollte in der Regel auch andere Kommunikationszwecke und -inhalte haben als Social Media Kanäle. Das Foto für die Website kann primär imagebildend, verkaufsorientiert und damit werblich ausgerichtet sein, es darf optimal gestellt, fotografiert, retuschiert und aufbereitet sein.
Ein Foto in den Social Media Kanälen hingegen sollte in erster Linie authentisch sein, überraschend wirken, eine kleine Geschichte erzählen und eine reine Momentaufnahme bleiben – ohne Verkaufsanspruch. Leider ist es aber oft so, dass der Zweck von Facebook & Co., nämlich dem der Kundenbindung, oft von den Hotels übersehen wird und sie ihre Social Media-Kanäle zu Vertriebszwecken nutzen, was dann von den Followern oft auch abgestraft wird.
Als unser Partnerfotograf warst Du mit Deiner Frau Birgit schon auf vielen Spa- und NaturkosmetikCamps. Was war für Dich das beste Camp und warum?
Ja, ich glaube, wir sind bei nahezu allen Camps dabei gewesen und haben jede Stunde auf jedem Camp sehr genossen. Zum einen ist es der ungeheure fachliche Input gepaart mit ganz besonderen individuellen Erfahrungen, die mit jedem Camp einhergehen. Zum anderen ist es faszinierend für uns, wie die „Camp-Familie“ mittlerweile zusammengewachsen ist, welch ein fantastisches Netzwerk sich über die Jahre entwickelt hat. Übrigens hätte ich mir vorher auch nicht vorstellen können, dass meine liebe Frau Birgit einmal bei einem Marketinggespräch in einem Wellnesshotel plötzlich von speziellen Naturkosmetikanbietern schwärmt und gleich deren Produkte vermittelt.
Nun möchte ich aber Deine Eingangsfrage schon noch gerne mit einer klaren Antwort belegen: Das schönste Camp-Erlebnis waren für uns die beiden Jahre beim NaturkosmetikCamp 2014 und 2015 im Wellness Schloss Panorama Royal (Guido, Julia und all ihr anderen lieben Freunde und Kunden wisst, dass es bei euch auch toll war!). Die Verbindung von optimalen Tagungsvoraussetzungen, fantastischen Hotelleistungen und einer atemberaubenden Umgebung machten dieses Haus einfach perfekt für das Thema „NaturkosmetikCamp“, das wir dort zweimal begleiten durften. Und dies führte dazu, dass wir in den vergangenen zwei Jahren alleine 3x dort auch Urlaub gemacht haben.
Vielen Dank für das Gespräch, lieber Dirk!