Gemeinsam erfolgreich – Kooperation statt Konkurrenz im Hotel & Spa
22. April 2025Beim SpaCamp 2024 im Schloss Fleesensee leitete Marlis Minkenberg eine Session unter dem Titel „Kooperation statt Konkurrenz! Neue Zeiten, neue Ansätze – wie Mitarbeiterbindung anders geht“. Im Interview teilt die Expertin für Training, Coaching und Beratung ihre Einsichten zu aktuellen Herausforderungen und Chancen in der Spa- und Hotelbranche. Außerdem erklärt sie, welche Möglichkeiten „Coopetition“ - die Verbindung von Cooperation & Competition bietet.

Liebe Marlis, wo siehst du aktuell den größten Aufholbedarf bei den Arbeitgeber:innen im Spa/Hotel?
Der größte Aufholbedarf liegt in der Etablierung einer kooperativen Unternehmenskultur. Der Arbeitsmarkt befindet sich im Wandel und die Gewinnung sowie Bindung qualifizierter Fachkräfte stehen im Fokus. Statt starrer Konkurrenz empfehle ich Unternehmen Partnerschaften einzugehen, um attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen. Das Nordsee Kollektiv in St. Peter-Ording ist ein gelungenes Beispiel, wie durch Zusammenarbeit flexible Arbeitszeitmodelle, Weiterbildungsmöglichkeiten und Mitarbeiterunterkünfte realisiert werden können. Initiativen wie die „Allianz der Chancen“ und „workforus“ zeigen, dass branchenübergreifende Kooperationen zukunftsweisend sind.
„Die GenZ tickt anders als GenX“, heißt es oftmals und Unterschiede werden stärker betont als Gemeinsamkeiten. Gibt es Werte, die alle Generationen schätzen? Und wie gelingt es, dass alle an einem Strang ziehen?
Trotz unterschiedlicher Prägungen teilen alle Generationen grundlegende Werte wie Wertschätzung, Transparenz und Sinnhaftigkeit. Eine offene Kommunikationskultur, in der Feedback willkommen ist und unterschiedliche Perspektiven respektiert werden, ist essenziell. Gemeinsame Ziele und Werte sollten klar definiert und gelebt werden, sodass sich jede:r Mitarbeiter:in, unabhängig von seiner Generation, als wertvoller Teil des Teams fühlt. Unternehmen, die es schaffen zu faszinieren, werden weiterhin die richtigen Menschen anziehen.
Kannst du uns noch mehr zum „Nordsee-Kollektiv“ erzählen? Welche Herausforderungen wurden gemeinsam gelöst?
Das Nordsee Kollektiv entstand 2020 als Antwort auf den zunehmenden Fachkräfte- somit dem Mitarbeitermangel in der Region. Die beteiligten Betriebe – darunter das Hotel Zweite Heimat, das Beach Motel, das StrandGut Resort sowie die Restaurants die Insel und dii:ke – haben erkannt, dass sie gemeinsam stärker sind. Durch ihre Kooperation konnten sie folgende Herausforderungen erfolgreich angehen:
- Personalgewinnung und -bindung: Durch gemeinsame Rekrutierungsstrategien und attraktive Arbeitsbedingungen, wie ein eigenes Fitnessstudio und regelmäßige Teamevents, wurde die Arbeitgeberattraktivität gesteigert.
- Wohnraumbeschaffung: In touristischen Regionen ist bezahlbarer Wohnraum oft knapp. Das Kollektiv hat daher eigene Mitarbeiterunterkünfte geschaffen, um neuen Mitarbeitern den Einstieg zu erleichtern.
- Weiterbildung: Durch betriebsübergreifende Schulungen und Workshops wurde die fachliche und persönliche Entwicklung der Mitarbeiter:innen gefördert.
- Interne Wettbewerbe: Ein besonderes Highlight waren unter anderem die Barkeeping-Wettbewerbe, bei denen die Barkeeper der einzelnen Betriebe gegeneinander antraten. Diese Events stärkten den Teamgeist und den Austausch von Fachwissen.
- Effiziente Personalverwaltung: Durch die Bündelung der Personalabteilungen konnten Aufgaben effizienter verteilt werden. Beispielsweise konzentrierte sich ein Personalverantwortlicher auf Weiterbildungsmaßnahmen, während ein anderer den Einstellungsprozess leitete.
- Flexibilität für Mitarbeiter:innen: Neue Mitarbeiter:innen hatten die Möglichkeit, alle Betriebe des Kollektivs kennenzulernen und den für sie passenden Arbeitsplatz zu wählen. Zudem bestand die Option, innerhalb des Kollektivs den Betrieb zu wechseln, um neue Erfahrungen zu sammeln oder sich weiterzuentwickeln.
Diese Maßnahmen haben nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen erhöht, sondern auch die Betriebe als attraktive Arbeitgeber in der Region positioniert.
Eines deiner Steckenpferde als Spa-Beraterin ist das Verkaufstraining. Wie könnte hier „Coopetition“, die Verbindung von Cooperation & Competition, Spa-Mitarbeiter:innen motivieren?
„Coopetition“ beschreibt die gleichzeitige Kooperation und Konkurrenz zwischen Unternehmen oder Teams. Im Kontext des Verkaufstrainings kann dies folgendermaßen umgesetzt werden:
- Interne Wettbewerbe: Teams oder Einzelpersonen treten in freundschaftlichen Wettbewerben gegeneinander an, um Verkaufsziele zu erreichen. Dies fördert den Ehrgeiz und die Motivation.
- Wissensaustausch: Obwohl ein gewisser Wettbewerb besteht, teilen die Mitarbeiter:innen ihre erfolgreichen Strategien und Techniken miteinander, um das Gesamtergebnis zu verbessern.
- Gemeinsame Ziele: Neben individuellen Zielen werden auch gemeinsame Teamziele definiert, deren Erreichung mit kollektiven Belohnungen verknüpft ist.
Durch diese Kombination aus Wettbewerb und Zusammenarbeit entsteht ein dynamisches Arbeitsumfeld, das sowohl die individuellen Leistungen als auch den Teamzusammenhalt stärkt.
Du bist gelegentlich auch als Interims-Spa-Managerin unterwegs. Auf was achtest du bei einem Spa-Team besonders?
Als Interims-Spa-Managerin analysiere ich bestehende Strukturen, optimiere Prozesse und stärke das Team nachhaltig. Ich setze auf agile Coaching-Methoden, um klare Rollenverteilungen, Eigenverantwortung, Motivation, Zusammenhalt und eine Lernkultur zu fördern. Tools wie z.B. Delegation Poker, Moving Motivators, Kudo Cards, Personal Maps und das Celebration Grid helfen dabei, die Mitarbeiterzufriedenheit, den Umsatz und die Servicequalität zu verbessern.
„Coopetition“ und eine kooperative Unternehmenskultur sind Schlüssel zum Erfolg in der Spa-, Gastro- und der Hotelbranche. Durch Zusammenarbeit, gegenseitige Unterstützung und den Austausch von Wissen können Betriebe den Herausforderungen des Arbeitsmarktes begegnen und ein positives Arbeitsumfeld schaffen.
Besonders freut mich das positive Feedback von Mitarbeiter:innen, die meine Arbeit als Coach und Führungskraft geschätzt haben. Ihre Rückmeldungen zeigen, dass es nicht nur um betriebliche Effizienz geht, sondern vor allem darum, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sich Menschen wohlfühlen und ihr volles Potenzial entfalten können.
Vielen Dank, liebe Marlis Minkenberg für deine Einsichten und deinen Einsatz für ein gutes Arbeitsumfeld in der Spa- und Hotel-Branche.