Family Business – Werte über Generationen aufbauen und weitergeben
Lieber Simeon, heute ist viel von New Work die Rede. Mitarbeiter:innen erwarten, dass sich die Arbeit an ein perfektes Work-Life-Balance-Konzept anpasst. Wie gelingt die eigene Work-Life-Balance beim Chef eines Familienbetriebes mit 250 Mitarbeiter:innen?
Ganz einfach: optimales Terminmanagement und Selbstorganisation. Besonders wichtig ist für mich die „Familienzeit“. Das gemeinsame Frühstück mit der Familie, meine Tochter in die Kita bringen, die Gute-Nacht-Geschichte am Abend – das alles sind absolute Fixpunkte in meinem Tagesablauf.
Die Idee „New Work“ zieht sich seit dem Firmenumbau wie ein roter Faden durch den gesamten Betrieb. Eine starre Raumordnung gibt es nicht mehr, stattdessen Kreativitäts- und Kommunikationszonen, welche das soziale Miteinander und die persönliche Flexibilität fördern. Davon profitieren alle Mitarbeiter:innen bei RUCK.
Ich habe auch über die Einrichtung einer Betriebs-Kita nachgedacht. Die räumlichen Möglichkeiten dafür sind vorhanden, die Realisierung scheiterte jedoch bisher an den behördlichen Vorgaben und Einwänden. Dabei wäre dies gerade für junge Familien ein wichtiger Punkt, um Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen. Das Thema „Vereinbarkeit“ beschäftigt mich besonders, seit ich selbst Familienvater bin. Vereinbarkeit von Privatem und Beruflichem ist ein Ziel, das RUCK für die gesamte Belegschaft erreichen will. Daran arbeiten wir gerade gemeinsam mit cocowork, einem regionalen Beratungsunternehmen. Wir planen dazu viele spannende Aktionen. Unter anderem wird es im September einen „FREItag“ für alle Mitarbeiter:innen geben – ein Tag, an dem wir die Arbeit ruhen lassen und im privaten Umfeld oder im Kollegenkreis die freie Zeit z.B. beim Yoga oder Fahrradfahren verbringen.
Junge Unternehmer:innen erwarten heute, dass alles schnell geht und sich der Erfolg am besten sofort einstellt. Wie siehst du als Geschäftsführer in dritter Generation diese Entwicklung und welche Tipps würdest du jungen Unternehmer:innen geben?
Viele Start-ups beginnen furios, sind dann jedoch den Herausforderungen im Wettbewerb nicht gewachsen. Das liegt nicht unbedingt an der Qualität der Geschäftsidee. Eine Unternehmensgründung ist kein Kurzstreckenlauf. Die Vorbereitung und Planung sollte man niemals auf die leichte Schulter nehmen. Businessplan und klare Zieldefinitionen sind das A und O vor dem Start.
Ohne konkrete Ziele wird jede Entwicklung – beruflich und unternehmerisch – zum Blindflug. Auch für die Hellmut Ruck GmbH haben wir eine klare Vision entwickelt, die uns in den nächsten Jahren begleitet und antreibt. Mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung für die Füße, das ist das große Ziel hinter der Vision „Alle Menschen lieben natürlich schöne und gesunde Füße“.
Du hast den Familienbetrieb recht früh übernommen und schon einige Fußspuren hinterlassen. Vor allem im Marketing setzt ihr neue Maßstäbe. Was zeichnet für dich gutes Marketing eines Familienunternehmens aus?
Das Zauberwort heißt „Omnichannel Marketing“, bei dem sowohl digitale, analoge sowie physische Kanäle zur Interaktion mit den Kund:innen genutzt werden. Printmedien gehören immer noch dazu. Doch den über Jahrzehnte bewährten, viele hundert Seiten dicken Produktkatalog – unser RUCK HANDBUCH – wird es nicht mehr geben. An seine Stelle treten verschiedene Themen- und Markenbroschüren.
Für die Zukunft liegt der Fokus klar im Online-Bereich. Die digitale RUCK Erlebniswelt wird stetig ausgebaut und weiterentwickelt. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Content, also die digitalen Inhalte, mit denen wir unsere Zielgruppen informieren, beraten und begeistern wollen. Als Experte für die Fußgesundheit mit langer Tradition liegt unser Schwerpunkt vor allem auf der Wissensvermittlung rund um das Thema Fußgesundheit, aber auch Unternehmensnews oder Berufspolitik gehören dazu.
Es ist wichtig als Unternehmen am Ball bleiben und offen für neue Wege zu sein. Sowohl bei meinen Mitarbeiter:innen, als auch bei externen Partnerunternehmen kann ich hier auf höchste Kompetenz vertrauen.
RUCK ist Pionier in der Fußpflege. Was würdest du sagen, hast du von deinem Vater Hellmut Ruck gelernt?
Jede Generation hat im Laufe der Geschichte des Unternehmens ihren eigenen spezifischen Fußabdruck hinterlassen. Dabei stand über allem immer der große gemeinsame Nenner: Das Ziel, das Thema Füße nach vorne zu bringen.
Mein Großvater Hellmut Ruck Senior gilt als Pionier der professionellen Fußpflege in Deutschland. Neben dem Handel nahm für ihn vor allem die Weiterentwicklung von Ausbildung und Berufsbild eine wichtige Stellung ein. Hellmut Ruck, mein Vater, hat die Entwicklung als Handelsunternehmen maßgeblich vorangetrieben. Unter seiner Regie wurde der Fachhandel ausgebaut und auf internationales Niveau gebracht. Gelernt habe ich von ihm vor allem eines: Den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Das gilt für Kundinnen und Kunden, aber genauso für alle Mitarbeiter:innen.
Neben dir sind auch noch andere Mitglieder aus deiner Familie bei RUCK tätig. Wie gelingt die Zusammenarbeit, damit alle gemeinsam an einem Strang ziehen?
Das läuft ganz ohne Probleme. Mein Bruder Sören kümmert sich um den IT-Bereich, ist aber vor allem freiberuflich tätig. Mein Bruder Samuel durchläuft nach seinem Studium und der Ausbildung zum Podologen ein umfangreiches Trainee-Programm in der Firma und wird sich zukünftig um Akademie und Vertrieb kümmern.
Von Anfang an gab es eine klare Strukturierung der Aufgaben, was Unstimmigkeiten ausschloss. Dafür hatte mein Vater schon vor seinem Ausscheiden aus der Geschäftsführung gesorgt. Als Großfamilie mit fünf Geschwistern wurde das Thema „Unternehmensnachfolge“ immer offen diskutiert. Für meinen Vater war es wichtig, alle Belange – finanziell und organisatorisch – gut geregelt zu wissen, um Streitigkeiten auszuschließen. Das ist uns allen gemeinsam gelungen.
Du hast mit deiner Frau Katrin eine kleine Tochter. Falls sie mal das Unternehmen weiterführen möchte, welche drei Sätze würdest du ihr mit auf dem Weg geben?
Ich würde ihr folgendes ans Herz legen:
- „Alles wird gut“. Optimisten erwarten, dass ihnen gute Dinge widerfahren, während Pessimisten davon überzeugt sind, schlechte Dinge zu erleben. Positives Denken macht das Leben leichter und gesünder.
- Fehler machen erlaubt! Ob wir wollen oder nicht: wir leben mit „trial and error“. Fehler sollte man als Lerneffekt betrachten und nicht als Anstoß für Ausreden.
- Glaube nicht alles, was in der Medienwelt verbreitet wird. Bilde Dir Deine eigene Meinung, informiere Dich mit allen Möglichkeiten und bleibe fair und ehrlich.
Vielen Dank Simeon Ruck, dass du uns an deinen Gedanken für ein wertorientiertes Unternehmertum teilhaben lässt!