26. Januar 2016 Fachartikel

Was macht eine erfolgreiche Spa-Konzeption aus? Strategien und Dos & Don’ts für Wellness-Anlagen

Die Wellness- & Spa-Branche ist nach wie vor stark "Hersteller-orientiert". Spa-Konzeptionen orientieren sich heute oftmals zu wenig an der strategischen Ausrichtung eines Hotels, was inhaltlich und betriebswirtschaftlich Folgen haben kann. Welche Dos gibt es und welche Don'ts gilt es zu vermeiden beim Bau einer neuen Spa- und Wellness-Anlage?

Was ist zu beachten, um im Jahr 2016 eine erfolgreiche Spa-Konzeption zu erzielen? Foto: Bergidyll Hotel Tratterhof, Südtirol

Was ist zu beachten, um im Jahr 2016 eine erfolgreiche Spa-Konzeption zu erzielen? Foto: Bergidyll Hotel Tratterhof, Südtirol

Österreich als historisches „Paradebeispiel“ großer Anlagen

Der von Susie Ellis vom Spafinder zitierte Satz ist wohl einer, der uns auch nach Jahren noch in den Ohren klingt:

Austria is the most overbuilt and most undersold country in the world

Aber was ist dran an der Aussage? Aufgrund der Historie ist Österreich in der Tat ein Land, das über viele (zu) große Wellness- & Spa-Anlagen verfügt, die zwar aus Gästesicht aufgrund ihrer Kubaturen oftmals Verzückung auslösen, aus betriebswirtschaftlicher Sicht den Hoteliers jedoch die Schweißperlen auf die Stirn treiben.

Die Branche war gerade in den 90er-Jahren und zur Jahrtausendwende stark „Hersteller-getrieben“ und ist es vielfach heute noch. Riesige Anlagen wurden gebaut, ohne vorher im Detail eine Konzeption zu erarbeiten oder eine betriebswirtschaftliche Detailkalkulation zu berücksichtigen. Wenn der Nachbar eine 2.000 m² große Wellness- & Spa-Anlage baute, baute man einfach 2.500 m². Und so freuten sich nicht nur die Gäste über immer größere Anlagen, sondern auch die verschiedenen Ausstatter.

Neben den (zu) großen Kubaturen ähnelten sich die Interior Designs, Ausstattungsdetails und Themen – sofern es neben „römisch“, „asiatisch“ und „mediterran“ überhaupt welche gab. Und ein Branchen-Insider konnte (und kann noch heute) mit etwas Know-How die Herstellerfirma der Spa-Anlagen nennen, ohne dabei auf die Plaketten derjenigen zu schauen.

Ein schönes, großes Spa alleine ist zu wenig!

Was wurde in den Wellness- & Spa-Anlagen der Vergangenheit oft falsch gemacht? Was ist zu beachten, um eine erfolgreiche Spa-Konzeption anno 2016 im Resort Hotel zu erzielen? Was will der Gast? Und was bringt dem Hotelier der Bau einer Wellness- & Spa-Anlage, neben einer Umweg-Rentabilität durch höhere, längere und/oder kontinuierlichere Auslastung und einer besseren Preisdurchsetzung sowie einer in Summe besseren Produkt-Attraktivität?

So sieht die Gastsicht aus:

Der Gast von heute will neben schönen Spa-Anlagen eine klare Profilierung, eine authentische Umsetzung mit – nach Möglichkeit – regionaler Ausrichtung und  er will vor allem auch, dass das Spa keinen Fremdkörper innerhalb des Hotels darstellt. Das „Betreten einer anderen Welt“ ist gut und wichtig, allerdings soll diese andere Welt in irgendeiner Form an die bestehende Hotelwelt andocken und ihre „Spa-Tentakel“ ins gesamte Hotel werfen, damit ein Gesamterlebnis spürbar wird. Der rote Faden muss sich also nicht nur im gesamten Spa-Bereich, sondern auch im restlichen Hotelbereich wiederfinden.

Und dem Gegenüber steht die Sicht des Hoteliers:

Der Gast soll sich wohlfühlen und einen Zusatznutzen haben, der Spa-Bereich soll sich aber auch – zumindest operativ – rechnen und nach Möglichkeit zum „Profit Center“ avancieren. Dass dies neben einer professionellen, neutralen (also möglichst nicht Hersteller-getriebenen) Spa-Konzeption nur mit akribischer Umsetzung samt detailliertem Betriebskonzept, Betriebshandbuch und einem professionellen Spa-Management möglich ist, sei an dieser Stelle der Vollständigkeit halber erwähnt.

Dass die beiden Wunschvorstellungen aus Gast- und Hoteliers-Sicht möglich sind und harmonisiert werden können, zeigen immer mehr erfolgreiche Spa-Konzeptionen. Also geht es ja doch! Dies erfordert im Vorfeld nicht nur eine detaillierte Konzeption, Planung und Kalkulation, sondern auch das Klären einiger entscheidender Basis-Fragen.

Die Kern- und Basis-Fragen an ein Hotel-Spa-Konzept

3 Basis-Fragen an ein Hotel-Spa-Konzept. Foto: Karin Stefanie Niederer

3 Basis-Fragen an ein Hotel-Spa-Konzept. Foto: Karin Stefanie Niederer

Bevor sich ein Hotelier die Basis Konzeptfragen stellen soll, ist es wesentlich, dass er sich klar darüber ist, ob er ein Spa-Spezialist oder ein Hotel mit gutem Spa werden will und was die strategische Zielsetzung seines Hotel-Spa ist. Weiters, ob neben Hotelgästen auch Day Spa Gäste kommen sollen – auch wenn es sich dabei nur um bestimmte Zeiten handelt, in denen Day Spa Gäste in begrenzter Form im Spa-Bereich zugelassen werden.

Diese Frage geht einher mit der Frage nach der Capture Rate (Hotelgäste, die in mein Spa kommen) und der nach etwaigen fixen Mitgliedschaften. Auch die drei Basis-Fragen rechts erscheinen sehr banal, stellen aber bei näherer Betrachtung ein wichtiges Fundament für eine erfolgreiche Spa-Konzeption dar.

Aus der Beratungspraxis können sowohl wir, als auch unser langjähriger Kooperationspartner Rizzato Spa Consulting sagen, dass diese Kern- und Basis-Fragen den Unternehmern oftmals nicht klar sind, da man ja primär bauen will. Auch wenn renommierte Hoteliers in den letzten Jahren und Jahrzehnten erfolgreich Restaurants, Zimmer, Hotel-Lobbys und Sportanlagen gebaut haben, heißt dies nicht, dass es im Spa-Bereich gleich oder ähnlich von Statten geht.

Das Know-How, dass es in diesem Bereich zu berücksichtigen gilt, ist in Relation zu den restlichen Bereichen und Abteilungen eines Hotels noch relativ neu und wird erst seit einigen Jahren an den Hotelfachschulen und Fachhochschulen gelehrt, wenngleich in einer abgespeckten Form.

Erfolgreiche Spa Konzepte orientieren sich an der Gesamtstrategie eines Hotels

Daher gilt: Keine Spa-Konzeption ohne die Gesamtstrategie eines Hotels im Detail zu kennen und auf Basis dessen die Spa-Konzeption zu erarbeiten. Oder in anderen Worten:

Ohne Hotel-Strategie keine Spa-Konzeption!

Dies heißt konkret die Auseinandersetzung mit folgenden strategischen Themen, aus denen sich gleichzeitig die wesentlichen 5 Dos ableiten.

5 Dos für gute Spa-Anlagen:

  1. Positionierung des Hotels und des zukünftigen Hotel-Spas: Werden Sie sich zu Beginn klar, ob Sie ein „Spahotel-Spezialist“ (Spa ist ein Haupt-Buchungsgrund) oder ein „Hotel mit Spa“ (Spa ist einer von mehreren Buchungsgründen) werden wollen.
  2. Zielgruppen & Zielmärkte des Hotels: Denn Familien mit Kindern und Ruhe suchende Pärchen haben nicht nur im Hotel, sondern noch stärker in Spa-Anlagen völlig unterschiedliche Erwartungen und Ansprüche. Ähnlich verhält es sich mit den Herkunftsmärkten Ihrer Gäste, denn Textil- und Nacktzonierungen variieren sehr stark je nach Herkunftsland und sollten ganz klar vorher durchdacht werden. Beispielsweise Italiener und Deutsche haben hier andere Ansprüche und gegenseitige Toleranz hört in einem Bereich auf, wo es um das „nackt sein“ geht.
  3. Übergreifen des Spa-Konzeptes auf andere Hotel-Abteilungen: zB Küche, Restaurant, Hotel-Lobby, Garten- & Parkanlage, Zimmerbereich, Sport, etc. Überlegen Sie sich „Tentakel“, die vom Hotel-Spa in das restliche Hotel reichen.
  4. USP des Hotels und des Hotel-Spa: im Hotel-Spa gilt es, USPs im Hard- als auch im Software-Bereich zu erarbeiten.
  5. Strategische Zielsetzung(en) des Hotels sowie des Hotel-Spa: Planen Sie auf Basis dieses Wissens eine wirtschaftlich sinnvolle Größe Ihrer Spa-Anlage mit detailliertem und fundiertem Zahlenmaterial.
Individualität gewinnt: Gäste von heute suchen schöne Spa-Anlagen mit einer authentischen Umsetzung. Foto: Bergidyll Hotel Tratterhof, Südtirol

Individualität gewinnt: Gäste von heute suchen schöne Spa-Anlagen mit einer authentischen Umsetzung. Foto: Bergidyll Hotel Tratterhof, Südtirol

Wie bei vielen Dingen gilt – mehr denn je in Zeiten wie diesen:

Individualität gewinnt!

Ein Patentrezept zum Erfolg gibt es im Spa noch weniger als im restlichen Hotelbereich. Bereits bei der Spa-Konzeption ist das Betriebskonzept und die Vermarktung (Inhouse-Marketing, Pre-, Cross- & Upselling) mit anzudenken, um diese wichtigen Punkte später erfolgreich implementieren zu können. Worauf man in der Planung auf jeden Fall achten sollte, zeigen die 5 Don’ts.

5 Don’ts, die es in der Spa-Planung zu vermeiden gilt:

  1. Vertrauen Sie nicht ausschließlich den – wenngleich erfolgreichen – Herstellerfirmen. Diese leben primär vom Verkauf der Ausstattungen, nicht von der Erstellung des Konzeptes.
  2. Lassen Sie sich nicht zeitlich von Architekten oder Baufirmen unter Druck setzen – gute, erfolgreiche Spa-Konzepte brauchen Zeit zum Reifen, zum Überdenken und zum detaillierten Planen.
  3. Orientieren Sie sich hinsichtlich Größe und Ausstattung nicht an Ihren Mitbewerbern – diese sollten maximal als Benchmark dienen um heraus zu filtern, was es in Ihrer Region noch NICHT gibt. Entwickeln Sie Ihre ganz eigene, zu Ihrem Haus passende Spa-Linie.
  4. Denken Sie nicht: Ich kenne gute Spa-Hotels ohnehin, die brauche ich mir nicht mehr anzusehen. Nehmen Sie sich Zeit für eine Tour durch die besten Spa-Hotels aus Ihrem für Ihr Haus relevanten „competitive set“ und sehen Sie sich weitere Top-Häuser der Branche an bevor Sie in die Detailplanung gehen.
  5. Vertrauen Sie nicht alleinig auf Ihren langjährigen „Haus- & Hofarchitekten“, sondern wenden Sie sich an neutrale Spa-Spezialisten, denn nicht nur inhaltlich, sondern auch kostenmäßig gibt es im Spa-Bereich massive Unterschiede.

Die oben angeführten Dos und Don’ts stellen einen groben, bei weitem nicht vollständigen, Auszug aus den relevanten Punkten dar, die es bei einer Spa-Konzeption zu berücksichtigen gibt. Die Krux der Konzeption und Planung liegt – wie sehr oft – im Detail und mangels zeitlicher Kapazitäten wird dann in vielen Projekten zu schnell geplant, ohne die vorhin angeführten Basis- und Kern- sowie strategischen Fragen ausreichend für sich selbst und gegenüber dem Planer oder Architekten beantwortet zu haben.

Erst wenn diese wichtigen strategischen Punkte klar definiert wurden, kann nach einer Zonierungsplanung unter wirtschaftlichen Prämissen eine Detailkonzeption sowie Detailplanung samt Betriebskonzept-Erarbeitung erfolgen. Dies umfasst unter anderem: welche Ausstattungen im Sauna-Bereich, wie viele Ruheräume und Liegenkapazitäten, Fitness ja oder nein, wieviele Treatment-Räume, uvm.

Für die Planung Ihres Hotel-Spa wünschen wir Ihnen viel Erfolg, ausreichend Zeit, einen professionellen Spa-Partner an Ihrer Seite und natürlich betriebswirtschaftlichen Erfolg in Kombination mit zufriedenen Gästen!


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