Einfach mal machen! Nachhaltigkeit findet immer mehr Anklang bei den Gästen
Nele Winkler vom HAFFHUS Hotel & Spa hat beim SpaCamp mit den Teilnehmer:innen diskutiert, wie Gäste Spa nachhaltig erleben können. Heute sprechen wir mit der engagierten Vertreterin der jungen Generation darüber, wie Klimaneutralität sowie Energie-Management in der Praxis funktioniert und wie Gäste auf einem nachhaltigen Weg „mitgenommen“ werden können.
Ein autarkes und klimaneutrales Hotel mit Spa ist ein großes Versprechen. Wie sieht das in der Praxis aus?
Autarkie und Klimaneutralität sind große Worte. Was man dazu braucht, ist Mut: #EinfachMalMachen. Starke und nachhaltige Projekte finden mittlerweile immer mehr Anklang. Damals wurden wir mit unserem Autarkievorhaben eher belächelt.
Unser alltägliches intuitives Handeln in der Praxis würde ich als hinterfragend und aufgeschlossen für Veränderungen beschreiben. Für uns fiel 2018 nach dem Bau des neuen Bettenhauses und der Erweiterung des Spas die Entscheidung:
Ganz oder gar nicht!
Unsere Eigenversorgung ist seitdem unter anderem mit Photovoltaik, BHKWs und einem großen Batteriespeicher klimaschonend möglich. Am essenziellsten ist für uns das Dashboard, mit welchem wir alle Energieerzeugungen und -verbräuche im Blick haben und unseren internen Prozessen optimal anpassen können. Der ganze Hotelprozess geht mit unserem Energiekonzept einher, sodass zum Beispiel die Wäscherei, das Laden der Elektrofahrzeuge und die Aktivität des Spas optimal getimt werden.
Ein großer, energieverbrauchender Posten ist das Wasser- und Klimamanagement im Spa-Bereich. Welche Maßnahmen setzt ihr im HAFFHUS Hotel & Spa um?
Bei uns im HAFFHUS wird immer so schön gesagt: „Es ist kein Hexenwerk.“ Wir achten in allen Bereichen und besonders im Spa auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Wasser sowie mit unseren selbst erzeugten Energiekomponenten Wärme und Strom. Wichtig ist, dass sich das gesamte Team daran beteiligt und individuell passende technische Lösungen für die Bereiche gefunden werden. Wir halten unsere Spa-Temperaturen beispielsweise nicht auf einem Fix-Wert, sondern in einer für den Gast angenehmen Spanne. So können wir die Rücklaufwärme im Heizkreislauf effektiv für die Pools nutzen.
Weitere Beispiele sind unsere Kapillarfiltertechniken oder Elektrolyseverfahren, welche die Frisch- und Abwassermenge drastisch reduzieren. Mutig sind wir beim Thema Saunen, welche ab 14.00 Uhr genutzt werden können. Das „Dampfbad“ wird vom Gast auf Knopfdruck selbst aktiviert und unser „Warmluftbad“ sowie „Heitluftbad“, wie wir sie plattdeutsch nennen, werden erst eingeschalten, wenn der Gast sie nutzen möchte.
Wir geben am Spa-Empfang auch die Bade- und Saunahandtücher aus und können so die Nutzung abfragen. So regulieren wir auch direkt den Wäschebedarf, welchen wir in unserer eigenen Wäscherei nachhaltig bewältigen.
Wie kommuniziert ihr diese nachhaltigen Aktivitäten euren Gästen und wie nehmen diese eure Maßnahmen an? Wie schafft ihr es, dass sie diese nicht als „Einschränkung“ bzw. „Verzicht“ sehen?
Kommunikation ist alles! Der Gast kann schon beim Betreten der Anlage mitten im Grünen den Blick auf erneuerbare Energien werfen und wird an der Rezeption mit Grundinformationen versorgt. Darüber hinaus kann er sich direkt bei uns, auf dem Gäste-Tablet im Zimmer oder online tiefgreifend informieren. Die meisten Gäste nehmen diese nachhaltigen Ansätze wahr und haben somit von vornherein ein anderes Grundverständnis. Einige kommen auch genau deswegen zu uns.
Der Gast wird bei uns am Spa empfangen, bekommt Spindschlüssel sowie Handtücher und wird intern für den Pool- & Saunabereich eingetragen. So haben wir immer einen Überblick. Das Licht wird erst eingeschalten, wenn der erste Gast den Spa betritt. Genauso wird die Sauna, sowie das Crasheis und das Licht nach den letzten Gästen in den gewissen Bereichen auch wieder ausgeschalten. Dies ist bei unserem Team schon ein automatisierter Prozess, der für den Gast kaum wahrnehmbar ist. Denn ob die Sauna vorher schon an war oder erst direkt eingeschaltet wird, ändert nichts am Komfortgefühl des Gastes.
Klar gibt es Tage, an denen alles auf Hochtouren laufen muss, an anderen hingegen kann man mit den Maßnahmen den Verbrauch optimieren. Dementsprechend steuern unsere Gäste indirekt die Spa-Aktivität selbst.
Vereinzelt stößt man auch mal auf Unverständnis. Dieses löst sich allerdings, nach Erklärung des Grundgedankens, meist in Luft auf. Deutlich merkt man auch in der Gästekommunikation, dass das Thema Nachhaltigkeit und Energieeffizienz immer mehr Raum im Alltag der Besucher einnimmt.
Wie buchungsrelevant ist deiner Meinung nach das Thema Nachhaltigkeit? Bzw. kannst du sagen, wie sich eure Umsätze entwickelt haben aufgrund dieser Maßnahmen?
Meiner Einschätzung nach, hat das Thema Nachhaltigkeit noch nicht die Relevanz für das Buchungsverhalten, welches wir uns als Branche wünschen würden. Dem sehe ich jedoch positiv entgegen, da die Tendenz in eine zuversichtliche Richtung zeigt. Mittlerweile bieten auch viele Buchungsplattformen einen Filter für Nachhaltigkeit an. Siegel wie beispielsweise „Greensign“ machen das Finden von entsprechenden Hotels immer einfacher. Dies zeigt, dass die Nachfrage der Buchenden für Transparenz zugunsten des Nachhaltigkeitsaspekts wächst.
Wir weisen steigende Gästezahlen auf und merken im direkten Gästekontakt, dass uns immer mehr Gäste besuchen, weil sie auf unser Energiekonzept gestoßen sind oder nach einem nachhaltigen Hotel gesucht haben. Andere überraschen wir vor Ort mit dem Konzept und geben vielleicht einen Anstoß, welcher sich auf das zukünftige Buchungsverhalten auswirkt.
Das größte Kompliment ist, wenn Gäste den Weg immer wieder zu uns finden. Und besonders freuen wir uns, wenn es am #EinfachMalMachen lag.
Nele Winkler
Gibt es auch Ideen, die du selbst aus der Diskussionsrunde beim SpaCamp mitgenommen hast und nun umgesetzt werden?
Ich habe beim SpaCamp als sehr positiv wahrgenommen, wie wir Nachhaltigkeit in den Fokus gesetzt haben, ohne aufdringlich zu sein oder längst ausgewaschene Floskeln zu wiederholen. Das Gesprächsklima des SpaCamps war selten pessimistisch, sondern eher offen für differente Sichtweisen. Dies ist der richtige Ansatz, um die große Herausforderung authentischer und attraktiver Nachhaltigkeit gemeinsam zu meistern.
Ich habe daraus mitgenommen, dass das „WIR“ in unserer Branche und das „WIE“ in der Thematik unglaublich wichtig ist. Es geht nicht darum, sich darzustellen oder den Finger zu heben, sondern Ideen, Erfolge und Optimismus zu teilen und auch gemeinsam zu sehen, wie wir daran wachsen.
Der Weg der Umsetzung ist nicht gradlinig, sondern zickzack. Es gibt unglaublich viele individuelle Ansätze, die wir kennenlernen durften, welche für mich den Spielraum und die Diversität hin zum „grünen Wirtschaften“ nochmal neu definiert haben. In den Diskussionen konnten wir herausstellen, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein ohnehin positiver Weg sein sollte, sondern auch Raum gibt, um sich individuell zu verwirklichen und ein zukunftsweisendes Unternehmensbild zu schaffen.
Was mich sehr motiviert hat auch zukünftig noch mehr Energie in den direkten Austausch und ins Vernetzen zu investieren, sind die Diskussionen, in denen die Begeisterung nur so sprudelte. Denn jeder trägt seinen Teil dazu bei und ich freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen mit vielen guten Gesprächen und bin gespannt auf das, was wir gemeinsam im Kleinen und Großen schaffen.
Vielen Dank, liebe Nele für das sehr motivierende Gespräch. Es ist schön zu sehen, wie entschlossen ihr euren Weg geht und wir sind uns sicher, dass euch als Pionier viele weitere Betriebe folgen werden.