Mit digitalen Technologien im Gesundheitstourismus in neue Welten eintauchen – Sandra Macher und Karina Schaffer von der FH Joanneum geben Tipps
In eurer Session fand vor allem das Thema Augmented- und Virtual Reality großen Anklang bei den Teilnehmer*innen. Gibt es hier schon Best-Practice-Beispiele und welche Ideen habt ihr diskutiert, wie diese Technologien erfolgreich in Spa-Hotels eingesetzt werden können?
Die Einsatzbereiche von Augmented- und Virtual Reality im Tourismus sind sehr vielfältig. AR kann vor allem während des Aufenthalts gut eingesetzt werden, z.B. in Form von digitalen Reiseführern, die den Tourist*innen interaktiv und in Echtzeit Informationen über die Destination vermitteln. Die Stadt Linz setzt auf diese Technologie und bietet den Besucher*innen mittels der Visit-Linz-App die Möglichkeit, die Stadt auf spielerische Weise zu erkunden.
VR findet dahingegen vor allem in der Phase vor dem Aufenthalt Anwendung. Beispielsweise verwenden Hotels bereits 360°Bilder und Videos, um den Gästen vorab Lust auf einen Urlaub zu machen. Mittels VR Brillen können Reisebüros ihren Kund*innen die Destination bereits im Vorhinein zeigen und Emotionen wecken, welche die Buchungsentscheidung erleichtern.
Eines der berühmtesten Beispiele von Virtual Reality im deutschen Tourismus ist „TimerideVR“ in Köln, München, Berlin, Frankfurt und Dresden. Hier wird den Besucher*innen die Möglichkeit eröffnet, eine virtuelle Zeitreise in frühere Zeiten dieser Städte zu unternehmen. Für diese virtuelle Stadttour nehmen die Gäste Platz in einer Nachbildung eines historischen öffentlichen Verkehrsmittels, in Köln beispielsweise in einer Tram, setzen die VR-Brille auf und erleben hautnah das Köln zur Kaiserzeit.
In Spa-Hotels kann Virtual Reality beispielsweise bei Entspannungs- oder Massageliegen eingesetzt werden, um den Gast mittels VR-Brille an einen ruhigen, schönen Ort seiner Wahl zu „beamen“. Des Weiteren kann dies bei Meditationsübungen eingesetzt werden.
Welche digitalen Technologien sind in Destinationen mit einem Schwerpunkt auf den Gesundheitstourismus sinnvoll?
Der Einsatz von mobilen Technologien ist hier bereits weit verbreitet. Mittels einer mobilen App können die Tourist*innen ihre Reiseplanung sehr flexibel gestalten. Solch ein mobiler Reiseführer ermöglicht personalisierte Angebote, die speziell auf die Bedürfnisse der Gäste zugeschnitten sind.
Zudem sollten gesundheitstouristische Destinationen darüber nachdenken, ihre Angebote vermehrt zu digitalisieren. Zum Beispiel ist die Nutzung von Self-Tracking-Apps und Wearables in den letzten Jahren stark angestiegen und bietet enormes Potenzial für den Gesundheitstourismus. Ebenfalls bieten die oben genannten Technologien AR und VR die Möglichkeit, die Erlebnisse für Gäste zu intensivieren und neuartige Angebote zu schaffen, welche Begeisterung auslösen und in Erinnerung bleiben.
Ohne Digitalisierung geht es nicht in Tourismus-Destinationen. Welche Kompetenzen, müssen Mitarbeiter*innen im Tourismus heute mitbringen?
Man kann nur schwierig generelle Aussagen über benötigte Kompetenzen der Mitarbeiter*innen treffen, da die Tourismusbranche aus zahlreichen verschiedenen Berufen besteht. Viele Arbeitgeber*innen setzen jedoch digitale Kompetenzen wie generelle EDV- und Office-Kenntnisse, Kenntnisse über digitale und soziale Medien, Kenntnisse über Buchungs- und Bewertungsplattformen, E-Commerce und E-Marketing voraus. Speziell bieten verschiedenste Ausbildungsstätten auch Lehrgänge und Schwerpunkte zu Grafik Design, digitalen Technologien, usw. an.
Wichtig sind somit digitale Grundkenntnisse. Ohne diese haben die Lehr-, Schul- und Universität/Fachhochschul-Absolvent*innen nur wenige Chancen im Berufsleben. Auch die Bereitschaft und Offenheit gegenüber neuer Technologien und Innovationen sollte bei den Mitarbeiter*innen gegeben sein. Das vom Zukunftsfonds Steiermark geförderte Projekt Digi-T („Digital Literacy im Tourismus“) der FH JOANNEUM und der Karl-Franzens-Universität Graz beschäftigt sich genau mit dieser Fragestellung und stellt zukünftige Anforderungen an digitale Kompetenzen von Mitarbeiter*innen und Führungskräften im steirischen Tourismus fest.
Habt ihr Tipps für eine erfolgreiche Gestaltung von zukunftsgerichteten Aus- und Weiterbildungen? Worauf sollte man besonders achten, damit diese auch nachhaltig für die Mitarbeiter*innen sind?
In den Ausbildungen touristischer Berufe sollte man den Lehrlingen, Schüler*innen, und Studierenden auf jeden Fall EDV- und Informatikkenntnisse näher bringen. Wie hoch der digitale Schwerpunkt in der Ausbildung sein sollte, hängt stark von der Ausbildungsrichtung ab. Das Angebot an Wahlfächern, freiwilligen Kursen und Lehrgängen mit noch speziellerem Schwerpunkt sollte jedoch jede Ausbildungsstätte anbieten.
Für die Weiterbildung in den Berufen sollte den Führungskräften klar sein, welche Mitarbeiter*innen wie digital geschult werden sollen/können. Wichtig für die Weiterbildung ist vor allem die Kombination aus Theorie und Praxis. Während der COVID-19 Pandemie wurden viele Kurse und Weiterbildungsangebote online abgehalten. Das steigerte einerseits die digitalen Kompetenzen der Teilnehmer*innen. Andererseits lässt es darauf schließen, dass zukünftig noch mehr Weiterbildungskurse online angeboten werden können. Dies könnte die Bereitschaft und Teilnahme an Weiterbildungen und Trainings erhöhen.
Vielen Dank, liebe Karina Schaffer und Sandra Macher, für eure Session beim SpaCamp 2020 und diesen spannenden Einblick in die digitalen Möglichkeiten!