15 Jahre SpaCamp – Gründer Wolfgang Falkner ganz persönlich
Nach einer grandiosen Jubiläumsausgabe des SpaCamps auf Schloss Fleesensee könnte sich der Veranstalter eine kurze Verschnaufpause gönnen und die 15-jährige Erfolgsgeschichte in Ruhe Revue passieren lassen. Aber pausieren und auf den verdienten Lorbeeren ausruhen entspricht so ganz und gar nicht dem Wesen von Wolfgang Falkner. So ist es kein Wunder, dass die Vorbereitungen zum nächsten SpaCamp – die 16. Edition – im Interalpen-Hotel Tyrol bereits angelaufen sind. Ein kurzes Durchatmen zum Jahresausklang erlaubt uns aber einen Blick hinter die SpaCamp-Kulissen und gibt uns die Möglichkeit, Wolfgang auch einmal ganz privat zu erleben.
Wer ist Wolfgang Falkner, wenn er nicht im SpaCamp-Kontext steht?
Ich habe heute das Glück, mich beruflich voll und ganz auf das SpaCamp konzentrieren zu dürfen. Das verschafft mir auch Freiräume für meine Familie, meine Frau und die beiden Kinder. Es ist schön, wenn man viel gemeinsame Zeit verbringen kann und die Kinder beim Aufwachsen begleiten darf.
Außerdem genieße ich es, unter Menschen zu sein und liebe die Musik. Ich bin Schlagzeuger und habe auch viele Jahre in einer Rock/Metal-Band gespielt. Seit etwa einem halben Jahr widme ich mich dem Bass-Spielen. Ich bin erstaunt, wie schnell man auch in meinem Alter noch ein neues Instrument erlernen kann. Mal sehen, was daraus noch wird.
Aber klar, das SpaCamp ist für mich nicht nur Beruf, sondern auch Berufung. So tauche ich zum SpaCamp schon auch richtig ein in meine Rolle.
Wenn man bedenkt, dass 70% aller Start-ups das erste Firmenjahr nicht überleben, ist die 15-jährige Geschichte vom SpaCamp doppelt beeindruckend. Wie ist das gelungen?
Ich glaube, hier braucht es mehrere Dinge. Beim letzten SpaCamp hatten wir eine tolle Session zum Thema „Durchhalten oder neue Wege gehen?“. Ich würde allen, die eine Firma gründen ans Herz legen, nicht zu schnell aufzugeben, auch wenn es manchmal mühsam ist. Eine Firma aufzubauen heißt, etwas zu riskieren und da scheint nicht jeden Tag die Sonne. Kontinuität ist ein sehr wichtiger Wert als Unternehmer oder Unternehmerin!
Aber, dieses Durchhalten musste ich auch selbst erlernen. Früher war ich sehr sprunghaft und hab vieles ausprobiert. Nach der HTL Elektrotechnik folgte das Fachhochschul-Studium „Medientechnik und -design“, dann noch ein Philosophie-Studium (nicht beendet). Dazwischen verschiedene Jobs in Werbe/Web-Agenturen, im Marketing bei einem Wellness-Ausstatter und Versuche als Selbständiger, um mir das Studium auch leisten zu können. Das SpaCamp war der rettende Geistesblitz – eine Art Selbsttherapie für meine damalige Sprunghaftigkeit. Ich hatte immer schon viele Ideen, aber beim SpaCamp habe ich früh gemerkt, dass das eine richtig gute Idee ist und es sich gut anfühlt – und solche Chancen bekommt man nicht so oft im Leben. Daher bleibe ich hier auch dran, habe viel Freude und bin dankbar.
Damit mir auch nicht langweilig wird, sehe ich das jährliche SpaCamp wie ein Album einer Rockband. Ich habe mit einem Team die Möglichkeit, jedes Jahr etwas Einmaliges auf die Beine zu stellen, drei Tage abzurocken und die Früchte der harten Arbeit zu ernten. Das ist unglaublich erfüllend und möchte ich nicht mehr missen. Mittlerweile haben wir auch eine sehr treue Fanbase innerhalb der Spa-Community.
Gab es einen Punkt, an dem du dachtest: Genug, jetzt lass ich es sein!
Im Prinzip gab es zwei Mal so einen Punkt. Das erste Mal nach dem 2. SpaCamp 2011. Damals machte ich den Fehler, mich darauf zu verlassen, dass Erfolg einfach wiederholbar sei. Zum Glück habe ich nicht aufgegeben und es noch ein 3. Mal versucht. Dann begann die Erfolgsgeschichte: Schon beim 4. SpaCamp in Kitzbühel waren wir 180 Teilnehmer:innen und plötzlich die größte und wohl auch beliebteste deutschsprachige Spa-Fachveranstaltung – bis jetzt 😊.
Der zweite Punkt war nach dem 10-jährigen Jubiläum im Öschberghof mit 220 Teilnehmer:innen. Coronabedingt musste das SpaCamp 2020 online über die Bühne gehen. Aber damals hatte ich eine unglaubliche Energie und das hatte uns zum Glück nicht aus der Bahn geworfen. Natürlich mussten wir Einschnitte hinnehmen. Wenn dann allerdings der Präsenzevent 2021 nochmal verschoben hätte werden müssen, hätte ich wohl diese Energie nicht mehr aufgebracht. Es war denkbar knapp, denn drei Tage nach dem SpaCamp im Edelweiss Salzburg Mountain Resort folgte der nächste Lockdown in Österreich. Manchmal braucht man eben auch Glück.
Was hat dir geholfen, auch in schwierigen Zeiten durchzuhalten?
Ganz wichtig war damals, an etwas zu glauben. Und, wenn ich mich an etwas verbeiße, gebe ich nicht so schnell auf. Und ich war mir damals sicher: Wenn wir das durchstehen, werden wir stärker herausgehen. Viele Messen und Veranstaltungen wurden abgesagt, hatten keine Online-Variante oder boten Events trotz Einschränkungen. Wir waren immer da und so kam dann bei uns sehr schnell der Erfolg wieder zurück.
Und ja, es passiert natürlich auch, dass man verzweifelt ist und am liebsten alles hinschmeißen möchte. Da sind Menschen, die an der Seite stehen und Mut machen, enorm wichtig! Hier möchte ich mich primär bei meiner Frau Katia bedanken und auch im Besonderen bei Melanie Almer und Lisa Stangier. Damals, zu Coronazeiten hatten wir viele Online-Gespräche. Schön, dass seitdem die Zusammenarbeit im SpaCamp-Team so vertrauensvoll und wertschätzend gewachsen ist.
Was ist die Top-Kernkompetenz, die ein:e Gründer:in heutzutage haben muss?
Wissen über seinen Fachbereich ist selbstverständlich wichtig. Aber alles kann man am Anfang nicht wissen. Hier muss man wohl oder übel ins kalte Wasser springen. Ich hatte vor dem 1. SpaCamp keine Ahnung von Eventmanagement – ich hatte „nur“ gemeinsam mit meiner Frau unsere Hochzeit organisiert. Aber, ich hatte Erfahrung im Marketing, die Liebe zur Spa-Branche entdecket, konnte gut mit Menschen und wollte ein eigenes Produkt erschaffen, mit dem man etwas bewegen kann.
Nach jedem SpaCamp habe ich mich immer gefragt: was kann man besser machen? Ich glaube, Disziplin und die Lust an der Optimierung sowie die hohe Wertschätzung gegenüber dem Team und den Kunden ist erfolgsentscheidend. Es braucht aber auch eine gewisse Leichtigkeit. Ich weiß allerdings auch, dass alles, was nach außen leicht aussieht, im Hintergrund viel Arbeit erfordert.
Essenziell ist für junge Menschen auch, sich nicht von schnellen Erfolgen blenden zu lassen. Und ja – ganz wichtig – sich nicht von Social-Media-Postings von anderen beindrucken zu lassen. Auch wenn es banal klingt – gehe deinen Weg und finde (reale) Menschen, die dir guttun!
Das SpaCamp hat sich in 15 Jahren verändert. Welche waren die wichtigsten Entwicklungen und welche Konstanten gibt es noch heute?
Ja, ein gutes Produkt muss sich einerseits treu zu bleiben, aber sich dennoch immer wieder neu erfinden. Das ist die Kunst, weil ja eigentlich ein Widerspruch. Wenn ich meinen Werten nicht treu bleibe, werde ich keine echten Fans bekommen. Die schwierige Frage ist: Welche sind diese Werte und wo braucht es echte Innovation?
Beim SpaCamp sind wir der Barcamp-Philosophie von Anfang an treu geblieben. Das bedeutet, dass die Themen immer von den Teilnehmer:innen eingereicht werden. Sie entscheiden auch, wer vor Ort eine Session halten darf oder auch nicht. Das ist nicht immer einfach und fordert uns als Veranstalter. Aber, genau das ist es, was das SpaCamp erfolgreich macht. Denn nur so ist echte Augenhöhe möglich. Außerdem: geplante Kongresse ohne Einflussnahme der Teilnehmenden gibt es ohnehin genug. Wir stehen eben auf Demokratie! Wo wir Innovation zugelassen haben, war der Abschied von den Klebepunkten – die Session-Abstimmung fand 2024 erstmalig digital statt.
SpaCamp heißt aber auch Barcamp im luxuriösen Spa-Hotel-Ambiente und hier möchten wir aus dem Vollen schöpfen und ein authentisches, einzigartiges Erlebnis bieten. Deshalb wechseln wir auch immer die Location und überlegen uns jede Menge Rahmenprogrammpunkte. Das Schloss Fleesensee bot für unser Queens & Kings-Motto beim SpaCamp 2024 die perfekte Kulisse – und es war erstaunlich, wie viele Teilnehmer:innen mit königlichen Outfits kamen. Das funktioniert allerdings nur, weil sich viele kennen und dem SpaCamp über so viele Jahre vertrauen.
Wieviel Wolfgang von vor 15 Jahren steckt heute noch in dir und wie zeigt sich das?
90% vielleicht? Ich bin sicher ruhiger und gelassener geworden, aber noch vor jedem SpaCamp aufgeregt wie damals. Ich lass mich auch immer noch schnell von Ideen begeistern, allerdings kann ich heute früher auch mal zu einer Idee nein sagen. Sicher, eine eigene Familie prägt und verändert einen – man hat mehr Verantwortung. Das heißt aber nicht, dass man seine Arbeit nicht genießen und seinem inneren Kind nicht treu bleiben kann.
Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau – in deinem Fall Katia! Wie viel Anteil trägt sie an der SpaCamp-Erfolgsgeschichte?
Ja, klar, wenn meine Frau Katia nicht bereit gewesen wäre, damals als unsere Kinder noch klein waren, einen größeren Anteil am Familien-Management zu übernehmen, hätte ich wohl weniger Zeit für die Planung der SpaCamps gehabt. Es ist auch sicher nicht einfach, mit einem leidenschaftlichen Unternehmer verheiratet zu sein, da Arbeit so gut wie immer präsent ist. Es ist einfach schön, dass meine Frau Katia nach all den Jahren (wir sind seit 2007 verheiratet) hinter mir steht und wir viel besprechen können.
Katia hat die Gabe, auch komplexe Dinge schnell durchschauen zu können. Ich bin ja eher bekannt dafür, dass ich mich auch mal verzettle. So komme ich gerne zur ihr, wenn ich mich bei einer Entscheidung schwertue. Damit konnten schon viele Schnellschüsse verhindert werden, die ich im Nachhinein wohl eher bereut hätte.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein Thema, das meist Frauen betrifft. War das auch für dich eine Herausforderung? Wie regelt ihr das bei zwei schulpflichtigen Kindern?
Ja klar, Kinder bedeuten, dass plötzlich alles auf den Kopf gestellt wird. Hier muss man lernen, dass man klare Prioritäten setzt. Das Leben, dass man vorher geführt hat, ist (zumindest in dieser Form) vorbei. Das ist aber auch gut so. Das war auch für uns eine große Herausforderung und wir mussten als Paar lernen, wie wir alles neu einordnen.
Auch wenn das SpaCamp ein Fulltime-Job ist, ist mir wichtig, dass ich auch Verantwortung innerhalb der Familie übernehme und auch meine Frau arbeiten gehen kann. So haben wir (auch Dank Corona) eingeführt, dass wir jeden Tag gemeinsam Mittagessen und wir uns das Kochen 50/50 aufteilen. Das geht aber nur, weil wir beide auch Homeoffice machen können und unsere Arbeitsorte sehr nahe an der privaten Wohnung liegen.
Du bist Familienvater, Musiker, Unternehmer. Was möchtest du noch lernen?
Naja, Musiker bin ich nicht professionell und das sollte auch immer ein Hobby und Ausgleich bleiben. Ansonsten würde ich gerne noch ein Buch schreiben. Mal sehen, ob ich mich bis zu meinem 50er für ein Thema entschieden habe. In der kalten Jahreszeit genieße ich es auch, mehr zu lesen. Und ja, da die Kinder immer größer werden, kommt auch mehr Freizeit zurück. Das heißt wieder mehr Weggehen mit meiner Frau und mit Freunden steht ganz oben auf dem Plan. Vielleicht auch wieder mal ein Salsa-Tanzkurs?
Welche persönliche Entwicklung würde dich privat und beruflich weiterbringen?
Ich bin zufrieden, so wie ich bin. Beruflich gibt es natürlich immer neues zu lernen. Aber das geschieht mit „Learning bei doing“. Ich habe das Glück, durch das eigene SpaCamp-Magazin und natürlich die SpaCamp-Sessions so vieles von unserer Community zu lernen. Ich brauch es eigentlich nur aufzusaugen – wie ein Schwamm.
Was wünscht du dir von der SpaCamp-Community?
Viele SpaCamper:innen sind sehr engagiert und teilen gerne ihr Wissen. Manche trauen sich allerdings nicht, vor den Vorhang zu treten, indem sie z.B. selbst beim SpaCamp ein Thema einreichen. Die Gründe dafür sind oft Ängste, etwas Falsches zu sagen. Hier würde ich mir mehr Mut wünschen. Man sollte nicht so streng mit sich sein. Wer nichts riskiert, kann auch nichts gewinnen.
Das SpaCamp und Wolfgang Falkner sind untrennbar miteinander verknüpft. Was passiert mit dem SpaCamp, wenn du einmal in den wohlverdienten Ruhestand gehst?
Eine gute Frage. Wenn das SpaCamp auch in Zukunft weiterhin Fans hat – was ich hoffe – wird es auch einen Weg geben. Ich nehme mich nicht so wichtig zu glauben, dass es ohne mich nicht geht. Es wäre natürlich schön zu sehen, dass ich auch im Ruhestand das eine oder andere Mal aufs SpaCamp kommen kann, um zu sehen, wie sich alles entwickelt hat. Und wer weiß, vielleicht sind ja auch unsere Kinder daran interessiert, das SpaCamp irgendwann fortzuführen?
Aber ehrlich gesagt, ist es jetzt mit 48 Jahren noch etwas früh, daran zu denken. Das ist ja heute kein Alter. Jetzt konzentrieren wir uns erstmal auf 2025. Hier findet das SpaCamp das erste Mal in einem 5-Sterne-Superior Hotel statt – und zwar im Interalpen-Hotel Tyrol in der Nähe von Seefeld in Österreich auf 1.300 Metern – höher lag noch kein SpaCamp.
Stell dir vor du hättest die Chance, ein Abendessen mit einer berühmten Persönlichkeit deiner Wahl zu verbringen. Wer wäre das, was würdest du fragen und welche Tipps würdest du dir holen?
Würde Kurt Cobain noch leben, würde ich mit ihm anstatt dem Essen wohl eher auf ein Bier in eine Bar gehen wollen. Er war ein genialer Musiker, hatte so große Ideale und ist letztendlich an der Welt zerbrochen. Schade, dass er so früh von uns gegangen ist. Er wäre sicher, wenn er seine Sucht überwunden hätte, auch heute noch ein ganz großer Künstler.
Kurt Cobain hat es Anfang der 1990 mit seiner Band Nirvana geschafft, die Musikwelt zu revolutionieren. Weil wir alle die neue Musikrichtung „Grunge“ liebten, hatten wir damals auch alle Flanellhemden und natürlich lange Haare. Vielleicht hat mich das in meiner Jungend so nachhaltig beindruckt, dass ich es später gewagt habe, auch, zumindest ein bisschen, die Spa-Branche mit einem offenen Format herauszufordern. Ich glaube nicht, dass Kurt mir Tipps gegeben hätte. Ich hätte auch nicht danach gefragt, sondern einfach den Moment genossen und mit ihm über Musik geredet.