Was können wir von der Mentalität eines Champions lernen? Kickbox-Weltmeisterin Nicole Trimmel ist Keynote-Speakerin beim SpaCamp 2017
Nicole, wie ist es, wenn man alles erreicht hat, dann aber aufgrund einer Verletzung wieder aus dem Ring geworfen wird? Wie hast du es geschafft, aus dieser schwierigen Situation neue Kraft zu schöpfen und erneut Champion zu werden?
Wenn du ganz oben bist, kann es auch ganz schnell ganz nach unten gehen. Heute bist du topfit und stehst als Siegerin am Podest und schon wenig später liegst du auf dem Krankenbett, hast zwei Krücken in der Hand und kannst nicht einmal ein Glas Wasser tragen. Solche Situation kannst du nicht mehr ändern, denn sie sind schon passiert. „Hätte ich diesen einen Schritt nicht gemacht, dann würde ich nicht hier liegen“ – tja, das sind in diesem Fall nicht die richtigen Lösungen.
Ich habe meine Verletzung nie als Rückschlag gesehen, sondern sofort als Chance wahrgenommen. Als Chance, jetzt einfach ein Jahr zur Verfügung zu haben und diese Zeit auch effektiv zu nutzen. Um stärker zurückzukommen als zuvor und um natürlich auch Dinge zu tun, die ohnehin immer zu kurz kommen. Wir selbst entscheiden, wie wir über Dinge, Situationen und Personen denken – es ist die Macht unserer Gedanken. Das gibt uns eine irrsinnige Freiheit und Macht, wenn wir sie auch nutzen!
Was kann man als Manager oder Unternehmer von dieser Mentalität eines Champions lernen? Viele haben Angst, wenn sie einmal ganz oben sind, vom Siegerpodest gestoßen zu werden, was natürlich sehr belastend sein kann.
Wer kämpft, kann natürlich auch verlieren. Aber wer nie gekämpft hat, wird nie wissen, wie es sich anfühlt, zu gewinnen.
Was ich damit sagen will, ist, dass wir nie eine Garantie haben, ob wir mit dem, was wir tun, erfolgreich sein werden. Wenn wir es, aus Angst zu scheitern, nie ausprobieren, dann hören wir auf zu leben. Auch aus Niederlagen kann man sehr viel lernen. Als mehrfache Welt- und Europameisterin bin ich immer die Gejagte. Bei jedem Antreten, egal ob bei einem Worldcup, einer WM oder EM oder einem noch so kleinen Turnier, wollen mich alle besiegen. Alles andere zählt für meine Gegner nicht.
Mit diesem Druck lernt man umzugehen, aber auch hier setze ich auf die Macht meiner Gedanken, denn ich selbst entscheide, ob ich mir mit dieser Situation Druck mache oder es als Herausforderung sehe. Das ändert sehr viel in einem. Wichtig ist, dass man bewusst in sich hineinhört, was gewisse Situationen mit einem machen. Fühlt es sich gut oder schlecht an? Unser Körper verrät uns hier sehr viel, wenn wir uns nur bewusst hineinfühlen.
Umgelegt auf die Business-Welt vergleichst du einen Champion mit einem Marktführer und einen Sportler, der am Anfang seiner Karriere steht, mit einem Start-up. Was können sich Start-ups von Athleten abschauen?
Sportler und Start-ups haben einiges gemeinsam. Am Anfang steht die Idee, die Vision, an die nur du glaubst. Du hast kein Team, sprich: keine Mitarbeiter, und musst dir einmal deine Rahmenbedingungen und dein Netzwerk schaffen. Sponsoren und Investoren stehen auch nicht gerade Schlange und du brauchst eine hohe Frustrationsgrenze. Das Wort „Nein“ machst du dir am besten gleich zu deinem besten Freund, denn du wirst es sehr oft hören. Aber es sollte dich nie entmutigen, sondern antreiben. Wenn du es schließlich zum Marktführer geschafft hast, dann haben es ohnehin alle immer gewusst und klopfen dir auf die Schulter.
Nur Radfahren oder Laufen reicht heute fast nicht mehr. Es muss schon die ausgiebige Skitour oder der Triathlon sein. Hast du das Gefühl, dass viele hier die Limits des eigenen Körpers unterschätzen?
Ein Top-Manager, der neben seinem 50-Stunden-Job nicht noch Triathlon betreibt, ist heutzutage kein Manager mehr. Ja, ich finde es wird dem eigenen Körper schon einiges angetan. Wir hören teilweise auf, in uns hineinzuhören. Gerade als Sportlerin habe ich eine intensive Beziehung zu meinem Körper, denn ohne ihn kann ich nicht erfolgreich sein. Nur wenn Körper und Geist im Einklang sind, kann ich performen. Du kannst nicht dauerhaft immer Raubbau betreiben, ohne mit Folgen zu rechnen.
Du bietest sogenannte Girls-Power-Workshops an. Meine 6-jährige Tochter sagt, sie möchte später mal Boxerin werden. Warum ist dieser Sport, der auf den ersten Blick etwas gewalttätig anmutet, eine super Sache, vor allem für junge Mädchen?
Unsere Sportarten finden vor allem bei Frauen und Mädchen großen Anklang. Man lernt sich zu behaupten, ein gewisses Auftreten an den Tag zu legen, sich etwas zuzutrauen, aber es gibt auch ganz klare Regeln. Kampfsport hat sehr viel mit Respekt zu tun, Körperbeherrschung, und natürlich musst du auch mental und körperlich top fit sein. Das Training ist sehr anspruchsvoll und abwechslungsreich und das ist auch ein wichtiger Verkaufsfaktor für unsere Sportart.
Als Sportler liebt man ja die Herausforderung. Was sind deine nächsten Ziele, wohin geht die Reise?
Im Juni steht noch der Weltcup in Rimini am Terminkalender, bevor die Vorbereitung für meinen letzten Fight beginnt. Ich plane mit Ende des Jahres, meine aktive Karriere zu beenden. Davor möchte ich mir aber noch einen letzten großen Traum erfüllen: einen Fight im Burgenland. An dieser Idee und deren Umsetzung bin ich sehr oft gescheitert und quasi „hingefallen“. Aber ich bin immer wieder aufgestanden und habe es erneut probiert. Im Herbst könnte mein Traum letztendlich in Erfüllung gehen.
Vielen Dank, liebe Nicole Trimmel, für das Interview! Viel Erfolg weiterhin und bis bald beim SpaCamp im Südburgenland.