Feng Shui – Harmonie in Wellness-Räumen

In den letzten Jahren ist es um Feng Shui gefühlt etwas ruhiger geworden. Liegt es daran, dass heute in der Spa-Planung die fernöstliche Harmonielehre bereits fester Bestandteil ist? Wir haben bei Thomas Schaal, Geschäftsführer von ESCH-Objektkonzepte und Friederike Diegel, Raumausstatterin und Feng Shui-Beraterin nachgefragt. Außerdem wollten wir wissen, wie bestimmte Elemente Entspannung bzw. Aktivität fördern und wie Funktionalität und Ästhetik in Einklang gebracht werden können.

Biophilic Design. Foto: Thomas Schaal, generiert mit KI/Midjourney
Biophilic Design. Foto: Thomas Schaal, generiert mit KI/Midjourney

Ist Feng Shui noch angesagt? Oder gibt es mittlerweile neue Ansätze, die diese fernöstliche Lehre integrieren?

Feng Shui ist nach wie vor präsent, hat sich aber in den letzten Jahren weiterentwickelt und teils neue Formen angenommen. Es ist korrekt, dass die Prinzipien von Feng Shui in der Gestaltung von Spas und Wellness-Bereichen mittlerweile oft als selbstverständlicher Bestandteil angesehen werden. Harmonische Raumgestaltung sowie der gezielte Einsatz der Elemente Wasser, Holz, Feuer, Erde und Metall sind in solchen Kontexten etabliert, um Entspannung und Wohlbefinden zu fördern.

Bei Business-Feng Shui geht es zunächst darum, Arbeitsräume so zu gestalten, damit sie die Produktivität, Kreativität und das Wohlbefinden von Mitarbeiter:innen fördern. Das gilt nicht nur für Büroräume, sondern gleichermaßen auch für Spas, deren Mitarbeiter:innen und natürlich im besonderen Maße für die Gäste.

Feng Shui hat sich so weit verbreitet, dass es in vielen Bereichen – insbesondere im Spa- und Wellness-Design – schon fast unbemerkt Anwendung findet. Seine Prinzipien sind oft mit anderen Designtheorien verschmolzen. Neue Konzepte der Raumgestaltung wie Biophilic Design oder Neuroarchitektur verfolgen ähnliche Ziele wie Feng Shui. Sie verbinden Wissenschaft mit Design, um Räume zu schaffen, die Gesundheit und Wohlbefinden fördern. Diese Konzepte sind stärker westlich geprägt und betonen nachweisbare psychologische und physiologische Effekte. Heute fließt Feng Shui oft in einen breiteren, globalisierten Designansatz ein, der von vielen Kulturen inspiriert ist. Ich finde, der Begriff „Globalisierung der Ästhetik“ trifft es in dem Zusammenhang ganz gut.

Thomas Schaal, Geschäftsführer ESCH-Objektkonzepte. Foto: ESCH-Objektkonzepte
Thomas Schaal, Geschäftsführer ESCH-Objektkonzepte. Foto: ESCH-Objektkonzepte

Wohlbefinden steht im Spa an erster Stelle. Wie können bestimmte Elemente Entspannung fördern, aber auch zur Aktivität einladen? Wie wirken hier Farben und Beleuchtung?

Durch eine kluge Kombination von Farben, Beleuchtung und Raumtrennung kann ein Spa sowohl Entspannungs- als auch Aktivierungsräume harmonisch gestalten. Entscheidend ist, dass die Gestaltung die jeweilige Funktion des Raums unterstreicht und dabei eine kohärente Gesamtatmosphäre wahrt, die Gäste in jeder Zone willkommen heißt.

Farben haben eine starke psychologische und emotionale Wirkung und können sowohl Entspannung fördern als auch zur Aktivität anregen:

  • Blautöne fördern Ruhe, Gelassenheit und Erholung. Sie sind ideal für Ruhebereiche oder Massageräume.
  • Grüntöne wirken harmonisierend und bringen eine Verbindung zur Natur.
  • Gelb hingegen wirkt belebend und fördert mentale Klarheit und ist geeignet für Eingangsbereiche oder Räume für aktivierende Anwendungen.
  • Warme Rottöne fördern Aktivität und Vitalität, sollten jedoch sparsam eingesetzt werden, da sie auch unruhig machen können.

Die Beleuchtung beeinflusst maßgeblich die Atmosphäre eines Raumes. Eine durchdachte Lichtplanung ist essenziell, um sowohl Entspannung als auch Aktivität zu unterstützen. Eine Farbtemperatur von 2600–3000 Kelvin wirkt beruhigend und einladend. Mit Wandleuchten oder mit Leuchtmitteln kombinierte abgehängte Decken werden weiche und nicht blendende Lichtwirkungen erzeugt. Kühleres Licht von 4000–5000 Kelvin regt hingegen die Sinne an, ohne zu grell zu sein.

Feng Shui-Prinzipien im BEECH Resort Plauer See. Foto: Tanja Klindworth & Catrin Stoppa
Feng Shui-Prinzipien im BEECH Resort Plauer See. Foto: Tanja Klindworth & Catrin Stoppa

Bei der Raumgestaltung ist, je nach architektonischer Gegebenheit, eine Trennung der Bereiche für Entspannung und Aktivität empfohlen, um Gäste nicht aus ihrer jeweiligen Stimmung zu reißen. Hier bieten sich verschiedene Möglichkeiten an wie z. B. Glastrennwände ggf. mit Sichtschutz ohne dabei den Lichtfluss zu unterbrechen. Schallabsorbierende Materialien wie Textilien, Akustikpaneele oder gezielte Soundscapes (z. B. Naturklänge) erzeugen akustische Trennung. Unterschiedliche Bodenbeläge wie Teppiche und Holz, aber auch Wandfarben oder andere Materialien unterstreichen zusätzlich subtile Übergänge.

Welche Trends seht ihr aktuell in der Gestaltung von Wellness-Räumen und wie lassen sich hier modernes Design mit den Feng Shui-Prinzipien in Einklang bringen?

Üblicherweise wird bei der Planung von Spas auf eine Symbiose aus Funktionalität, Ästhetik und Wohlbefinden gesetzt. Feng Shui dient dabei als subtile Grundlage und wird mit zeitgemäßen Ansätzen der Architektur und Innenraumgestaltung verbunden. Ansätze wie Biophilic Design sowie smarte Technologien und klare, flexible Raumgestaltung bringen klassische Prinzipien in die Gegenwart, sodass traditionelle Harmonie und gewünschte Stilrichtungen perfekt ineinandergreifen.

Grundsätzlich finde ich es schwierig bei diesem Themenfeld von Trends zu reden. Es gibt sicherlich technische Entwicklungen oder moderne Erkenntnisse, die in bewährte Gestaltungskonzepte einfließen können. Biophilic Design zum Beispiel mit der Integration von Naturelemente in einen Raum ist ja grundsätzlich nicht neu, kann aber durch Einsatz von modernen Materialien neu interpretiert werden. Oder intelligente Steuerungssysteme für Temperatur und Licht, die den Raum dynamisch an die Bedürfnisse der Gäste anpassen können, z. B. circadiane Beleuchtungssysteme, die den natürlichen Tagesverlauf mit angemessener Lichtintensität simulieren, fördern Wohlbefinden und unterstützen den Energiefluss.

Ästhetik und Funktionalität im Wellness-Bereich ist immer eine Herausforderung. Welche Tipps habt ihr für Spa-Hotels, um beiden Ansprüchen gerecht zu werden?

Wellnesshotels müssen eine Balance zwischen ästhetischer Attraktivität und funktionaler Gestaltung finden, um Gäste nicht nur optisch zu beeindrucken, sondern auch praktische Bedürfnisse zu erfüllen. Wichtig sind klar definierte Zonen und intuitive Wegeführung. Im Spa müssen Ruhebereiche, Aktivzonen, Nassbereiche und Gemeinschaftsräume klar getrennt, aber optisch harmonisch verbunden sein. Gäste sollten sich ohne Schwierigkeiten orientieren können. Klare Linien, geschickte Platzierung von Orientierungselementen und natürliche „Leitlinien“ wie Lichtquellen oder Bodenbeläge fördern einen intuitiven Ablauf.

Die zum Einsatz kommenden Materialien für die Raumgestaltung müssen verschiedene Ansprüche erfüllen, vor allem müssen sie hochwertig, langlebig, pflegeleicht und leicht zu reinigen, aber auch nachhaltig und umweltfreundlich sein. Back-of-House-Bereiche sollten so geplant sein, dass das Personal effizient arbeiten kann, ohne den Gastbetrieb zu stören. Ausreichender, gut versteckter Stauraum für Handtücher, Produkte und Geräte sorgt für einen aufgeräumten Eindruck.

Friederike Diegel, Raumausstatterin und Feng Shui-Beraterin. Foto: Friederike Diegel
Friederike Diegel, Raumausstatterin und Feng Shui-Beraterin. Foto: Friederike Diegel

Welche Herausforderungen begegnen euch bei der Umsetzung von Feng Shui-Prinzipen in den Spa- und Wellness-Hotels? Wo gibt es typischerweise Hürden und wie lassen sich diese überwinden?

Die Umsetzung von Feng Shui-Prinzipien in Spa- und Wellness-Hotels kann eine anspruchsvolle Aufgabe sein, da es darum geht, ästhetische, funktionale und spirituelle Aspekte in Einklang zu bringen. Viele Spa-Hotels sind in bestehenden Gebäuden untergebracht, deren Grundriss oder Architektur nicht immer ideal mit Feng Shui-Prinzipien harmoniert, z. B. ungünstige Türplatzierungen, verwinkelte Räume, fehlende natürliche Lichtquellen.

Bereits durch Möbelplatzierung, Farbwahl und Dekoration kann viel erreicht werden, ohne teure Umbauten vorzunehmen. Räume können durch Trennwände, Vorhänge, Pflanzen oder Möbel optisch umgestaltet werden, um ungünstige Energieflüsse auszugleichen. Spiegel können Licht reflektieren oder Beleuchtungstechnik Räume optisch öffnen. Technik sollte möglichst in Schränken, Wandverkleidungen oder Akustikpaneele oder anderen schallabsorbierenden und dekorativen Elementen verborgen werden, um Störungen zu minimieren. Schlüsselbereiche wie Eingänge, Ruhezonen und Behandlungsräume sollten zuerst optimiert werden, da sie die größte Wirkung auf das Wohlbefinden der Gäste haben. Der Eingangsbereich sollte immer klar strukturiert, gut beleuchtet und frei von Hindernissen sein. Grundsätzlich gilt, dass jede Situation individuell analysiert und beurteilt werden muss, um eine gutes Lösungskonzept zu erarbeiten.

Vielen Dank, lieber Thomas Schaal, ESCH-Objektkonzepte, liebe Friederike Diegel, Meistermanufaktur für Raumkonzepte für euer Update in Sachen Feng Shui und harmonischer Raumplanung.