Nachhaltigkeit erfordert Mut, Haltung und Macher:innen!

Uns ist längst klar, dass wir auch in der Wellnessbranche nicht mehr an dem Thema Nachhaltigkeit vorbeikommen. Es ist nicht die Frage, ob wir nachhaltiges Wirtschaften gut finden oder gar wollen. Viel mehr steht die Frage im Raum, wie schnell wir Nachhaltigkeit in den eigenen Betrieben (endlich!) umsetzen können. Wir haben für euch einige nachhaltige Impulse vom SpaCamp an der Nordsee zusammengetragen.

Nachhaltigkeit erfordert Mut, Haltung und Macher:innen! Foto: Tanja Klindworth
Nachhaltigkeit erfordert Mut, Haltung und Macher:innen! Foto: Tanja Klindworth

Im UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer

Wie treffend kamen da die motivierenden und mutmachenden Worte von Joke Pouliart, dem Keynote-Speaker, staatlich geprüftem Wattführer und zertifiziertem Natur- und Landschaftsführer im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer (ZNL) sowie Gründer der Nationalpark-Partnerbetriebe:

Ich bin überzeugt davon, dass wir das Ruder in Sachen Klima- und Umweltschutz noch rumreißen können, sonst wäre ich nicht hier.

Joke Pouliart
Keynote-Speaker Joke Pouliart beim SpaCamp. Foto: Jasmin Walter
Keynote-Speaker Joke Pouliart beim SpaCamp. Foto: Jasmin Walter

Joke hat uns allen, nicht nur in seiner Keynote, ziemlich deutlich gezeigt, was mit Engagement, Wille und die Liebe zur Natur möglich ist und auch in Zukunft noch möglich werden kann. Er nahm uns mit auf eine anschauliche und emotionale Reise entlang der Nordseeküste, sowohl als Erholungsgebiet und Reiseziel aber eben auch als überaus wichtiger Lebensraum für Flora und Fauna. Nicht umsonst wurde das Wattenmeer zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt. Um es zu schützen, muss der Gast und Tourist in der Region auch für die einzigartige Natur und umweltberußtes Handeln begeistert werden.

Zukunftsfähiger Tourismus braucht Haltung und Impulsgeber

Sprechen wir also vom zukunftsfähigen (Wellness)Tourismus, dann sprechen wir von einem nachhaltigen Tourismus. Ob Spa- & Wellness-Hotellerie, Day-Spas, Gesundheitstourismus oder Spa-Industrie – wir sollten die Akteur:innen sein, die mit einem guten Beispiel vorangehen. Wir sollten das Thema Nachhaltigkeit überzeugt in unsere eigene Unternehmens-DNA übernehmen.

Florian Schönwetter und Dennis Micknaß vom Atlantic Hotel. Foto: Jasmin Walter
Florian Schönwetter und Dennis Micknaß vom Atlantic Hotel. Foto: Jasmin Walter

Wie so etwas funktionieren kann, haben uns Florian Schönwetter vom Atlantic Hotel Wilhelmshaven und Dennis Micknaß, Verkaufsdirektor Atlantic Hotels Weser-Ems in ihrem Morgen-Impuls vorgestellt. Sie integrieren das Thema „Nationalpark Wattenmeer“ authentisch in die Guest Journey. Mit diesem Weg hat die Hotelgruppe eine große Verantwortung übernommen. Eine Verantwortung für die Region aber auch die Verantwortung und Überzeugung, sich stetig nachhaltig weiterzuentwickeln.

Darin liegt eine große Chance und wir können auch den Gästen und Mitarbeiter:innen echte Mehrwerte bieten.

Dennis Micknaß

Passend zum Einsatz regionaler Produkte an der Nordsee und dem Welterbe Wattenmeer hat Dr. Inez Linke von Oceanwell in einer späteren Session vorgestellt, welche Wirkstoffe in Algen, Meerwasser und Schlick stecken. Doch es ging dabei auch um die Verantwortung für die Region im Zusammenhang mit der Frage: „wie können wir der Region etwas zurückgeben“. Im Fall von Algen & Co. sind das bei Oceanwell beispielsweise Meeresschutzprojekte.

Dr. Inez Linke von OceanWell. Foto: Jasmin Walter
Dr. Inez Linke von Oceanwell. Foto: Jasmin Walter

Machen wir uns auf den Weg!

Das diesjährige SpaCamp hat gezeigt: im Grunde wollen wir nachhaltig und umweltbewusst agieren. Doch mit der Umsetzung stehen immer noch viele Fragen und Herausforderungen im Raum. Best-Practice-Beispiele können hier oftmals sehr hilfreich sein.

Nele Winkler vom Hotel HAFFHUS. Foto: Jasmin Walter
Nele Winkler vom Hotel HAFFHUS. Foto: Jasmin Walter

Vielleicht ist das Motto #einfachmalmachen von Nele Winkler aus dem Hotel Haffhus dazu genau der richtige Ansatz. Auf dem SpaCamp hat sie uns in ihrer Session „Spa nachhaltig erleben“ direkt einen transparenten Einblick gegeben, wie das Hotel den Weg zum autarken und klimaneutralen Hotel gemeistert hat. Angefangen bei der Energieerzeugung, über die Energieeinsparung, bis hin zur offenen Kommunikation mit dem Gast über Ziele, nachhaltiges Bewusstsein und echte Überzeugung.

Wir haben uns ganz bewusst für diesen Weg entschieden und natürlich haben wir dadurch ein paar Gäste verloren. Doch im Umkehrschluss haben wir viel mehr neue Gäste gewonnen – Gäste, die zu unserer neuen Philosophie und Haltung passen.

Nele Winkler

Nachhaltigkeit muss attraktiv(er) sein!

Um nachhaltige Kommunikation ging es auch in der Session von Catrin Stoppa von Stoppa Touristik Consulting und Tanja Klindworth von SPANESS Wellbeing work. life. travel. Provokant haben sie einfachmal die Frage gestellt, warum Nachhaltigkeit oft als unattraktiv gilt und mit Verzicht in Zusammenhang gebracht wird. Wie schaffen wir es, gemeinsam nachhaltiges Wirtschaften positiv in unsere eigenen Köpfe und danach in die Köpfe unserer Gäste zu bekommen?

Auch hier kam die Community schnell zu folgendem Ergebnis: wichtig ist in erster Linie die eigene Haltung. Denn nur wenn wir wirklich selbst dahinterstehen, können wir Kritik von einzelnen Kund:innen und Gästen aushalten. Außerdem ist es enorm wichtig, die transparente Kommunikation bereits mit den Mitarbeiter:innen zu starten. Denn sie sind unsere authentischen Botschafter, auf dem Weg zum nachhaltig-transparenten Unternehmen und sie stehen nun mal an erster Front und müssen dem Gast/Kund:in überzeugt und plausibel Rede und Antwort stehen.

Catrin Stoppa und Tanja Klindworth bei der Pre-Convention-Tour im Wangerland. Foto: Tanja Klindworth
Catrin Stoppa und Tanja Klindworth bei der Pre-Convention-Tour im Wangerland. Foto: Tanja Klindworth

Insgesamt ist es wichtig, über das eigene nachhaltige Handeln zu sprechen, auch wenn es nur Schritt für Schritt erfolgt. Durch eine gemeinsame und offene Kommunikation gewinnt das Thema an Relevanz, Wichtigkeit und Akzeptanz. Andere Unternehmen fühlen sich motiviert und werden folgen. Außerdem ist durch eine gemeinsame Kommunikation die Chance zur Lösungsfindung viel höher, als wenn jede/r Wellness-Akteur:in sein/ihr eigenes „nachhaltiges“ Süppchen im stillen Kämmerlein kocht. Vielleicht auch, weil er/sie sich (noch) nicht traut, darüber zu sprechen. Unterstützt werden kann die Kommunikation auch über eine nachhaltige Spa-Zertifizierung (z.B. mit GreenSign Spa).

Auf dem Weg zum klimaneutralen Unternehmen

Viele Betriebe haben sich längst auf diesen Pfad begeben und erste Herausforderungen gemeistert. Wie es Schritt für Schritt weitergeht, darum ging es schließlich in der Impuls-Session von Gregory Endres von Fokus Zukunft. Er hat aufgezeigt, wo genau der Unterschied zwischen Klimaneutralität und Emissionsfreiheit liegt und was es letzten Endes bedeutet, klimaneutral zu werden und zu sein.

Als Unternehmen habe ich die Möglichkeit, meinen CO2-Fußabdruck durch den Kauf von Zertifikaten zu minimieren, doch sollte uns auch klar sein, dass es dabei nicht bleiben darf. Wir sollten uns regelmäßig Ziele setzen und so unseren CO2-Abdruck natürlich auch stetig durch echte energiesparende Maßnahmen optimieren.

Gregory Endres von Focus Zukunft. Foto: Jasmin Walter
Gregory Endres von Focus Zukunft. Foto: Jasmin Walter

Uns allen dürfte klar sein, Greenwashing ist da sicherlich keine Alternative, mit der wir liebäugeln sollten, statt echter Anstrengung klimaneutral zu handeln und zu werden. Auch die 17 Ziele der Wertschöpfungskette dürfen wir dabei nicht außer Acht lassen. Abschließend betonte Gregory Endres, wie wichtig die positive Kommunikation ist, wenn ich meine Maßnahmen denn wirklich authentisch und ehrlich verfolge und verbessere.

Klimaneutralität vs. Energiekrise

Die Branche steht aktuell vor vielen Herausforderungen. Zur echten Bemühung zu mehr Nachhaltigkeit kommt nun auch noch die Energiekrise, die abermals kreative Ideen und Lösungsansätze fordert. Wahrscheinlich wird sie sogar als Beschleuniger auf dem Weg zum Energiesparen führen, einfach weil uns die explodierenden Energiekosten dazu zwingen.

Genau an diesem Punkt hat die spannende Session von Susanne und Roland Janauschek vom Badehaus Bremen angesetzt, die von einem Schließungs-Szenario im Winter ausging, um Energiekosten zu sparen. Gemeinsam haben die Teilnehmer:innen alternative Ideen zur Nutzung der energieintensiven Wellness-Räumlichkeiten gesammelt.

Ich bin begeistert von so vielen tollen Ideen und bereit für das Worst-Case-Szenario.

Susanne Janauschek
Susanne und Roland Janauschek vom Badehaus Bremen. Foto: Jasmin Walter
Susanne und Roland Janauschek vom Badehaus Bremen. Foto: Jasmin Walter

Um Reaktionen in der Energie- und Klimakrise ging es auch in der Session von Joachim Sauter von der Messe Interbad. In einer lebhaften Diskussion wurden Best-Practice-Beispiele zur Energieeinsparung besprochen. Darüber hinaus auch, welchen Einfluss Digitalisierung hat und wie Prozesse und Abläufe nachhaltig organisiert werden können.

Wie gelingt ein Umdenken?

Der Austausch zu den Themen Klimaneutralität, Nachhaltigkeit und Energiekrise hat uns sehr deutlich gezeigt, dass wir umdenken müssen. Nachhaltigkeit und Klimaneutralität darf nicht die Ausnahme sein, sondern sollte zum Standard werden.

Doch wie gelingt uns das schnell und effizient? Viel zu oft sitzen verstaubte Denkmuster noch in unseren Köpfen fest und lassen sich da nur schwer entfernen. Umso wichtiger sind mutige Akteur:innen, die mit gutem Beispiel vorangehen und neue nachhaltige und energieeffiziente Maßstäbe setzen.

Alle sagten es geht nicht, bis es einer einfach gemacht hat.

dieser Spruch fasst die aktuelle Situation sehr treffend zusammen. Lasst uns gemeinsam „mutig“ sein, Schritt für Schritt motiviert neue Wege ausprobieren, auch einfach mal Kritik aushalten und standhaft an Ideen und Maßnahmen festhalten. #zusammensindwirstärker


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